03|11|2012 – Zusam­men ist man weni­ger allein

Was wohl die eine Hündin denkt, wenn die andere trächtig ist? Wenn die eine Hündin »Ida« heißt, könnte die Antwort vielleicht so – und nicht unbedingt schmeichelhaft klingen …

Mich hat zwar nie­mand gefragt, aber ich schät­ze, das tut auch nichts zur Sache. Mit größt­mög­li­chem Wohl­wol­len habe ich mir die­ses Schau­spiel nun sie­ben Wochen lang ange­schaut, habe mei­ne Men­schen machen las­sen und bin ein fei­nes Mäd­chen gewe­sen. Ande­re waren das nicht. Aber viel­leicht soll­te ich – auch wenn Sie womög­lich längst ahnen, wer die­se Zei­len schreibt – mich erst ein­mal vor­stel­len: Mein Name ist Ida, ich bin fast zwei Jah­re alt, ohne ange­ben zu wol­len wun­der­schön und ich habe die Schnau­ze voll. Aber sowas von voll!

Vor zwei Mona­ten hat alles ange­fan­gen. Nell und ich waren läu­fig, ich sogar ein wenig frü­her, stär­ker und roter – trotz­dem hat man ihr gleich viel mehr Auf­merk­sam­keit zukom­men las­sen. Dass sie allei­ne in den Urlaub fah­ren durf­te habe ich ger­ne hin­ge­nom­men, denn sie war ja schon am Tag dar­auf wie­der da – kann also so toll nicht gewe­sen sein, die­ser Urlaub. Nur – seit­dem wird hier so viel Auf­he­bens dar­um gemacht, dass ich so lang­sam begin­ne am Ver­stand mei­ner Men­schen zu zwei­feln. Nell hier, Nell da – mich fragt ja niemand!

Wenn Nell meint, Gras fres­sen zu müs­sen, dann fres­se auch ich Gras. Wenn ihr danach schlecht ist, lässt sich auch mein Bauch nicht lan­ge bit­ten. Blü­mer­ant, mit lee­rem Blick – das bekom­me ich viel bes­ser hin – und trotz­dem belässt man es dabei, dass sie ganz viel und ich viel zu wenig bekom­me, wenn der gro­ße, gel­be Sack geöff­net wird. Damit nicht genug – wäh­rend man mich förm­lich ver­hun­gern lässt, wird sie, weil sie ja noch immer nicht dick genug ist, mit Dosen­fut­ter voll­ge­stopft. Dosen­fut­ter! Wen wun­dert es da noch, dass ihr immer schlecht ist? Wer vor lau­ter Schlech­tig­keit kaum lau­fen kann, der soll­te viel­leicht mal dar­über nach­den­ken, weni­ger zu essen. Nein, statt­des­sen wird der Fünf-Minu­ten-Spa­zier­gang ein­ge­führt – das kommt der dicken Trom­mel gera­de recht – und mich fragt mal wie­der niemand!

03|11|2012 – Gemein­sa­mes Probeliegen

Zehn Tage noch, mei­ne lie­be Ida, dann wirst auch du ver­ste­hen, dass man nicht immer die ers­te Gei­ge spie­len kann – auch dann nicht, wenn man fast zwei Jah­re alt und wun­der­schön ist. Dann wirst auch du ver­ste­hen, dass die vier Kilo­gramm mehr, die Nell gera­de mit sich her­um­trägt, nicht nur Dosen­fut­ter sind. Dann wirst auch du ver­ste­hen – und ein gro­ßes Mäd­chen sein!

Zehn Tage noch, der Bauch misst 73 Zen­ti­me­ter – die Zeit rennt. Ein guter Zeit­punkt viel­leicht, um Wet­ten abzu­schlie­ßen: Wer sich bis zur Geburt ins Gäs­te­buch ein­trägt und einen Tipp abgibt, wie vie­le Wel­pen wir erwar­ten – sowohl Rüden, als auch Hün­din­nen – der gewinnt, soll­te er rich­tig lie­gen, einen wun­der­schön gezeich­ne­ten Wel­pen.

© Johannes Willwacher