31|12|2014 – Eine Wan­ne vol­ler guter Wünsche

Ida bemerkt den Spa­zier­gän­ger zuerst. Ein Bel­len und ein Blick genü­gen, um Nell dar­auf auf­merk­sam zu machen – und noch bevor die Gestalt, die sich geis­ter­haft durch das Dickicht der Hasel­sträu­cher bewegt, das grü­ne Gar­ten­tor erreicht, hat sie ent­schie­den, ob es wert ist, das Rudel in Bewe­gung zu set­zen: Ein Spa­zier­gän­ger allein ist die Mühe nicht wert, ein Spa­zier­gän­ger mit Hund dage­gen schon. Ein tie­fes Brum­men von ihr und der Läu­fer rückt aus, schiebt sei­ne Schnau­ze durch die Git­ter­stä­be und ord­net, was zu ord­nen ist. Das Mit­ein­an­der, vielleicht.

Das Mit­ein­an­der – viel­leicht ist es gera­de das. Viel­leicht steht über allen Wün­schen, die man am Alt­jah­res­abend aus­spricht, der, dem Ande­ren im neu­en Jahr mit offe­nem Her­zen begeg­nen zu kön­nen und das, was fremd ist, anzu­neh­men. Nicht immer nur das eige­ne Revier, die eige­nen Res­sour­cen – den eige­nen Stand­punkt – zu ver­tei­di­gen und die Rang­ord­nung zu klä­ren. Schwä­chen anzu­er­ken­nen, Beschwich­ti­gungs­si­gna­le nicht zu über­se­hen: Man muss sich auf Augen­hö­he begeg­nen, damit der Ande­re ein Gesicht bekommt.

Auf das Neue.

© Johannes Willwacher