19|09|2015 – Mut­ter­glück: Unse­re Wel­pen sind eine Woche alt

Dicht gedrängt lie­gen drei Wel­pen in dem schma­len Strei­fen, den das Son­nen­licht auf den Boden der Wurf­kis­te malt. Schat­ten wan­dern über die Decken und Laken, die hier glatt gestri­chen und dort hoch auf­ge­türmt sind. Dahin­ter, an die Rück­wand der Wurf­kis­te gelehnt, die Hün­din, vier Wel­pen ver­gra­ben in ihrem Fell. Die win­zi­gen Pfo­ten wischen krei­send um die müt­ter­li­chen Zit­zen, zahn­lo­se Mün­der zie­hen und sto­ßen – Milch ist Leben, zumin­dest in den ers­ten drei­ßig Tagen.

Mit dem zwei­ten Früh­stück in der Hand – einem dicken Brei aus Quark, Honig und Bana­ne – blei­be ich im Tür­rah­men ste­hen und war­te, bis sich auch der letz­te Wel­pe satt getrun­ken und zufrie­den schmat­zend neben den ande­ren ein­ge­rollt hat, dann erst stel­le ich die Scha­le aus blau­em Por­zel­lan vor der Wurf­kis­te ab. Nell steht auf, weicht geschickt den schla­fen­den Wel­pen aus, und schlingt gie­rig alles hin­un­ter: nicht nur der Hun­ger der Wel­pen, deren Geburts­ge­wicht sich in den ers­ten zehn Tagen ver­dop­pelt, wächst mit jedem Tag, auch die Hün­din benö­tigt in den ers­ten Lebens­wo­chen der Wel­pen von Tag zu Tag mehr Energie.

Ich nut­ze den Moment, set­ze mich zu den Wel­pen in die Wurf­kis­te, neh­me einen hoch und hal­te ihn dicht vor mein Gesicht. Auf mei­ner Haut kann ich den Atem spü­ren – und gleich dar­auf eine Schnau­ze, die an mei­ner Nase zu sau­gen beginnt. Man hat viel­leicht ande­re Grün­de, den Weg in die Zucht zu suchen – es sind aber genau die­se Momen­te, die die schöns­ten Grün­de sind.

© Johannes Willwacher