27|02|2017 – Impressionen aus der Wurfkiste
27|02|2017 – Impres­sio­nen aus der Wurfkiste

Zehn Tage braucht ein Welpe in der Regel, um sein Gewicht zu verdoppeln. Aber wie schwer sollte ein Welpe bei der Geburt eigentlich sein? Über Milch, Wiegen – und Pizza.

Kurz vor acht. Ich stel­le die Par­me­san­rei­be auf der Anrich­te ab, streue den gerie­be­nen Käse gleich­mä­ßig über den dünn aus­ge­roll­ten Teig, dann neh­me ich das Blech und schie­be es auf die mitt­le­re Schie­ne des gut vor­ge­heiz­ten Back­ofens. »Fünf­zehn Minu­ten«, sage ich zu mir selbst und dre­he den Was­ser­hahn auf, um mir die Hän­de zu waschen, »gera­de noch genug Zeit, um die Wel­pen auf die Waa­ge zu set­zen«. Das Wie­gen gehört in den ers­ten vier Lebens­wo­chen der Wel­pen zum täg­li­chen Pro­to­koll. Dabei ist es nicht nur die Ent­wick­lung des Kör­per­ge­wichts, die von Inter­es­se ist und Aus­kunft über die Nah­rungs­auf­nah­me und den all­ge­mei­nen Gesund­heits­zu­stand der Wel­pen gibt, son­dern auch das Wie­gen selbst: wäh­rend die Wel­pen in den ers­ten bei­den Lebens­wo­chen noch blind und taub in der Wurf­kis­te ver­blei­ben, stellt das täg­li­che Hoch­neh­men, Hal­ten und Wie­gen einen nicht unwich­ti­gen Fremd­reiz dar, von dem die Wel­pen nur pro­fi­tie­ren kön­nen. Ich wer­fe also noch einen schnel­len Blick durch das auf Augen­hö­he befind­li­che Back­ofen­fens­ter – den­ke, das müss­te auch wie­der mal geputzt wer­den –, dann wen­de ich mich ab und ver­las­se die Küche.

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24|02|2017 – Impressionen aus der Wurfkiste
24|02|2017 – Impres­sio­nen aus der Wurfkiste

Zahlen zum Geburtsgewicht

Das Geburts­ge­wicht des gesam­ten Wurfs liegt ras­se­un­ab­hän­gig und rela­tiv kon­stant bei zehn bis fünf­zehn Pro­zent des Mut­ter­ge­wichts. Bei einer mit­tel­gro­ßen Ras­se wie dem Bor­der Col­lie soll­te das Gewicht des ein­zel­nen Wel­pen bei der Geburt etwa zwei bis drei Pro­zent des Gewichts der Mut­ter betragen.

Wie schwer ein Wel­pe bei der Geburt ist – oder bes­ser: sein soll­te –, lässt sich pau­schal kaum beant­wor­ten, da das Geburts­ge­wicht von meh­re­ren Fak­to­ren, wie der Wurf­stär­ke oder dem Gewicht und der Ernäh­rung der Hün­din wäh­rend der Träch­tig­keit, abhän­gig ist. Als wich­tigs­tem Ein­zel­fak­tor für die Über­le­bens­chan­cen eines Wel­pen kommt der regel­mä­ßi­gen Kon­trol­le des Kör­per­ge­wichts durch den Züch­ter aber zwei­fels­oh­ne die größ­te Bedeu­tung zu.

25|02|2017 – Impressionen aus der Wurfkiste
25|02|2017 – Impres­sio­nen aus der Wurfkiste

Kolostrum und Milch

Das Kolos­trum – ein milch­ähn­li­ches Sekret, das zur Zeit der Geburt von den Milch­drü­sen erzeugt wird – ist nicht nur eine wich­ti­ge Ener­gie­quel­le (es ent­hält etwa dop­pelt so viel Pro­te­in wie die nor­ma­le Mut­ter­milch), son­dern ver­sorgt das unrei­fe Immun­sys­tem der Wel­pen auch mit lebens­wich­ti­gen Anti­kör­pern, die über die Darm­wand auf­ge­nom­men wer­den. Es ist des­halb beson­ders wich­tig, dass die Wel­pen in den ers­ten Stun­den nach der Geburt aus­rei­chend trin­ken: durch die stei­gen­de Milch­se­kre­ti­on nimmt der Gehalt an Anti­kör­pern rasch ab.

Wäh­rend es nicht unge­wöhn­lich ist, dass das Gewicht in den ers­ten vier­und­zwan­zig Lebens­stun­den durch Kot- und Harn­ab­satz um bis zu zehn Pro­zent abnimmt, soll­te die täg­li­che Gewichts­zu­nah­me wäh­rend der ers­ten vier Wochen durch­schnitt­lich etwa fünf Pro­zent des Kör­per­ge­wichts betra­gen – in der ers­ten Lebens­wo­che liegt der Zuwachs mit fast zehn Pro­zent sogar noch deut­lich dar­über. Um den 10. Tag nach der Geburt hat sich das Kör­per­ge­wicht der Wel­pen häu­fig ver­dop­pelt, bis zum Ende der drit­ten Lebens­wo­che soll­te es sich – auch wenn der rela­ti­ve Zuwachs nun all­mäh­lich sinkt – schließ­lich ver­drei­facht haben. Der hohe Ener­gie­be­darf – um ein Gramm Kör­per­ge­wicht zuzu­set­zen benö­tigt ein Wel­pe zwei Gramm Mut­ter­milch – muss auch bei der Füt­te­rung der Hün­din bedacht wer­den, die nicht nur die durch die Geburt auf­ge­brauch­ten Reser­ven wie­der auf­bau­en, son­dern auch gewähr­leis­ten muss, dass die Wel­pen mit allen für ein gesun­des Wachs­tum benö­tig­ten Nähr­stof­fen ver­sorgt wer­den: die Milch macht’s.

Fünf­zehn Minu­ten spä­ter habe ich auch den letz­ten der fünf Bor­der Col­lie Wel­pen auf die Waa­ge gesetzt und das Gewicht im Wie­ge­pro­to­koll ver­merkt. Kaum dass der Letz­te in die Wurf­kis­te zurück­ge­kehrt ist, lie­gen auch schon alle fünf wie­der an der Zit­ze. Ich las­se den Kugel­schrei­ber zwei­mal kli­cken, lese die fünf längst zer­knick­ten Blät­ter vom Boden auf und begin­ne, sie neu zu sor­tie­ren. An den Gewich­ten der Wel­pen hat sich, den­ke ich, zumin­dest in der Abfol­ge nichts geän­dert: der Schwers­te ist auch der Schwers­te geblie­ben, die Leich­tes­te am leich­tes­ten. Allein, dass alle Fünf ihr Gewicht ver­dop­pelt haben ist neu. Und gut. Und wäh­rend ich die Tür hin­ter mir lei­se anleh­ne, über­le­ge ich, wie viel Piz­za ich selbst essen müss­te, um das zu bewerkstelligen.

© Johannes Willwacher