
Unserem I-Wurf zum 3. Geburtstag: Drei Jahre, sechs Hunde, unzählige Geschichten – und mindestens ebenso viele Schlachten um den besten Platz auf dem Sofa.
Dritter Geburtstag. Sechs Hunde. Sechs. Drei Rüden, drei Hündinnen. Drei Jahre alt. Drei-drei-drei. Ich starre auf das leere Dokument. Keine zündende Idee. Kein Ansatz, der sich weiter verfolgen lässt. Nur eine Eselsbrücke aus der Schulzeit, die, laut und aufdringlich wie ein Werbejingle, jeden anderen Gedanken verdrängt.
Bei Issos Keilerei. Was war da noch mal? Alexander. Perser. Eine Schlacht. Blut, Sand, Geschrei. Ein Mann mit Bart und Toga – nein, Moment, falsche Epoche – ein Mann mit Anzug und Krawatte. Mein Geschichtslehrer in der Mittelstufe – selbst schon zu Lebzeiten ein menschgewordenes Museumsstück. Wenn er sich ereiferte, was oft vorkam – nicht Drei-drei-drei, sondern Fünf-fünf-fünf (diesmal in Noten, nicht in Jahreszahlen) –, flogen Speicheltröpfchen wie Legionäre in den Krieg.
Issos. Ich versuche, mir die Schlacht vorzustellen. Doch in meinem Kopf entsteht kein heroisches Gemälde. Stattdessen sehe ich Alexander als drahtigen Border Collie, eifrige Kommandos bellend, während seine Heerschar – weitere Collies in glänzenden Brustpanzern – über das Schlachtfeld jagt. Darius – ein Perserkater, der dem nicht unähnlich ist, der regelmäßig in unseren Vorgarten scheißt – flieht mit lautem Miauen, während seine Truppen – Tauben, Eichhörnchen und was an Getier sonst noch von den Hunden verbellt werden muss – orientierungslos durcheinanderlaufen.
Vielleicht war es so. Vielleicht auch nicht. Wahrscheinlicher ist, dass es sich um eine brutale, schmutzige Auseinandersetzung handelte, aber ehrlich gesagt: Wer will sich das an einem Hundegeburtstag ausmalen? Lieber denke ich an die sechs Hunde. Die, die nicht bei mir wohnen und die eine, die es tut. Die mit drei Jahren vielleicht ein bisschen ruhiger, ein bisschen vernünftiger, ein bisschen weniger hitzköpfig geworden sind. Und doch: auch dort, wo sie jetzt sind, führen sie Schlachten. Um den besten Platz auf dem Sofa. Um das Privileg, den Kopf als erster in die Spülmaschine zu stecken. Um die Aufmerksamkeit ihrer Menschen.
Vielleicht ist das der Kern von Geschichte: Man kann sie sich merken, aber nicht genau erinnern. Man kann sie erzählen, aber nicht wissen, ob es wirklich so war. Und manchmal, wenn man lange genug nachdenkt, merkt man, dass sie sich ohnehin nur um eines dreht: Wer am Ende den besten Platz bekommt. Sei es auf dem Feld von Issos oder auf dem Sessel neben mir.
Sieben-fünf-drei, denke ich. Was war da noch? Ach, ja. Die Sache mit dem Ei. Das passt doch zum Geburtstag. Und deshalb belasse ich es dabei.
Karma, Skye, Yuna, Scotty, Sonic und Miles – ihr seid drei geworden. Drei Jahre voller Kämpfe, Küsse und vielleicht auch ein bisschen Chaos. Möge euer Leben weiter so bunt bleiben – und wenn das Sofa nicht groß genug erscheint: dann nehmt eben einfach den Tisch!
© Johannes Willwacher