Über die Frage, was trägt: in Freundschaften, in der Liebe – und im Körper eines Welpen, der schon mehr verspricht, als er zeigen kann.

Es gab Zei­ten, in denen sie dach­te, dass Freund­schaft ein­fa­cher sei als Lie­be. Kei­ne gro­ßen Ver­spre­chen, kei­ne Erwar­tun­gen, nur eine Hand, die da war, wenn man sie brauch­te. Dann traf sie sie.

Es begann mit klei­nen Din­gen. Ein Stück Piz­za, das sie sich im Neon­licht einer Tank­stel­le teil­ten, obwohl bei­de kei­nen Hun­ger hat­ten. Ein Sel­fie, das nach einer durch­tanz­ten Nacht an einer U-Bahn-Hal­te­stel­le auf­ge­nom­men wor­den war. Nach­rich­ten, die nicht mehr nur aus Memes bestan­den, son­dern aus Gedan­ken, die nir­gend­wo anders hin konnten.

»Denkst du, es gibt so etwas wie den einen Men­schen, der einen wirk­lich ver­steht?« frag­te sie eines Abends, als sie gemein­sam auf dem Bal­kon saßen, die Füße auf dem Gelän­der, die Stadt unter ihnen vol­ler Frem­der. Die ande­re nahm einen Schluck von ihrem warm gewor­de­nen Dosen­bier. »Ich glau­be, es gibt Leu­te, mit denen ein­fach alles Sinn macht. Aber das hält auch nicht für immer, oder?«

Sie nick­te. Das war der Unter­schied zu ande­ren Freund­schaf­ten. Dass hier nichts bei­läu­fig war. Dass sie in die­ser Freund­schaft nicht nur jeman­den hat­te, mit dem sie lachen konn­te – son­dern jeman­den, den sie nicht ver­lie­ren durf­te. Und das mach­te es manch­mal fast genau­so kom­pli­ziert wie die Liebe.

Ein Foto hält einen Moment fest. Bruch­tei­le von Sekun­den, die für immer bewahrt wer­den, bevor alles wie­der in Bewe­gung gerät. Auch die Wel­pen müs­sen zwi­schen der sieb­ten und ach­ten Lebens­wo­che da durch. Ganz ruhig. Und auf dem Tisch. Sie wer­den gestellt, ver­mes­sen und beur­teilt. Sind die Pro­por­tio­nen har­mo­nisch, die Hin­ter­läu­fe aus­rei­chend gewin­kelt? Ist der Rücken gera­de oder fällt er ab? Wie ist die Rute ange­setzt? Bei man­chen scheint dabei alles so per­fekt, dass man den Moment ganz ein­fach fest­hal­ten muss. Das man hofft, dass er für immer bleibt. Viel­leicht ist es mit Freund­schaf­ten genauso.

Dan­ke, Miri!

Auf dem Prüfstand

What is Love?

Lie­be – ein Gefühl, das jeder kennt und doch nie­mand ganz erklä­ren kann. Ist sie Che­mie oder Schick­sal? Berech­nung oder Rät­sel? Ein Impuls oder eine Ent­schei­dung? In unse­rem Wurf­ta­ge­buch erkun­den wir die Lie­be in all ihren Facet­ten – von der ers­ten Nach­richt in einer Dating-App bis zum letz­ten Ver­spre­chen eines gemein­sa­men Lebens. Viel­leicht fin­dest du dich wie­der. Viel­leicht ent­deckst du eine neue Art, über Lie­be nach­zu­den­ken. Viel­leicht zeigt sich die Wahr­heit irgend­wo zwi­schen den Zeilen.

© Johannes Willwacher