17|03|2016 – Unse­re Wel­pen sind sechs Wochen alt

Ich war­te nicht, bis alles grün;
wenn mei­ne Zeit ist, muss ich blühn.
– »Schnee­glöck­chen«, Hugo von Hoffmannsthal

Einen Wurf jun­ger Hun­de auf­zu­zie­hen ist bei­na­he so, wie auf den Früh­ling zu war­ten: vie­le lan­ge Win­ter­aben­de ver­bringt man damit, sich aus­zu­ma­len, wie er sein wird, ver­sucht sich das Gefühl der ers­ten war­men Son­nen­strah­len vor­zu­stel­len, die ver­traut in der Nase kit­zeln, und wird mit jedem Tag unge­dul­di­ger, will statt fal­len­dem Schnee end­lich Kro­kus­se blü­hen und die ers­ten Knos­pen auf­sprin­gen sehen.

Dann ist es so weit – schrei­en­de Kra­ni­che kün­di­gen ihn an –, und bevor man sich über­haupt hat satt sehen kön­nen an den Knos­pen, den Blü­ten und dem fri­schen Grün, ist er auch schon wie­der ins Land gezo­gen – ist er vor­bei. Kaum neun­zig Tage bleibt der Früh­ling, kaum mehr als sech­zig die Wel­pen­zeit – und wäh­rend das Früh­jahr in den Som­mer hin­ein­wächst, wach­sen die Wel­pen unauf­halt­sam in ein neu­es, grö­ße­res Leben hinein.

© Johannes Willwacher