Entgegen aller Erwartungen besteht die Welt für einen Welpen oftmals nur aus Verboten: ein Entgegenkommen für sechs vierbeinige Geburtstagskinder.
»Welpe müsste man sein!« Als Hundebesitzer werden Sie sicher auch schon einmal Ähnliches gedacht haben. Dass der Gedanke naheliegend ist, begründet sich in der Unbekümmertheit, mit der ein Welpe seine Welt entdeckt. Und in der Sorglosigkeit, die ihm die menschliche Fürsorge verspricht. Er schläft, wenn er schlafen will. Spielt, so lange ihm danach ist. Und weil die ganze Welt nur aus Händen zu bestehen scheint, die ihn bereitwillig füttern und streicheln, muss er sich um nichts von alledem sorgen. »Welpe müsste man sein«, denken Sie gerade vermutlich wieder. Und seufzen, weil auch Sie das warme Körbchen lockt – und ihnen ein so sorgloses Leben an den meisten Tagen auch ganz gut gefallen würde. Aber sieht das auch ein Welpe so? Ein Junghund, der langsam heranwächst und das erste Lebensjahr beinahe vollendet hat?
»Überall nur Verbote«, würde ein solcher wahrscheinlich sagen, und seinen Besitzer entgegen der Erwartung mit vorwurfsvollen Blicken strafen. Kein Teppich, den man ungestraft annagen darf, kein Tischbein, für das nicht das Gleiche gälte – und hat man die übervolle Blase aus Versehen auf dem erstgenannten entleert, reckt sich einem auch hier wieder der erhobene Zeigefinger entgegen. »Nein!« dieses, heißt es, und »Nein!« jenes. Radfahrern hinterherzujagen ist genauso streng verboten, wie die Ohren auf Durchzug zu stellen, an der Leine zu ziehen, oder sich mit schmutzigen Pfoten auf dem frisch bezogenen Bett auszutoben. Was man beim Spaziergang findet, muss man widerwillig hergeben. Ganz gleich, ob es eine tote Maus, ein duftender Kotkringel oder ein knackiges Stöckchen ist. »Die Welt ist voller Verbote, wenn man ein Welpe ist«, würde ein ebensolcher vielleicht sagen. Und sich zum ersten Geburtstag einen Menschen wünschen, der manchmal ein bisschen nachsichtiger ist.
Zum ersten Geburtstag habe ich für euch – für Runa, Gucci, Gethsi, Digger, Fire und Ghost – deshalb ein Entgegenkommen in die Päckchen gepackt: ein Stöckchen, das nicht spilttert, sich prima werfen und herumtragen lässt, und gegen das auch eure Menschen ganz sicher nichts einzuwenden haben. Dafür dürft ihr mit ihnen gerne ein bisschen nachsichtiger sein. Sie meinen es schließlich nur gut mit euch!
Lasst euch feiern!
© Johannes Willwacher