Border Collie Welpen, fünf Monate alt
05|08|2021 – Halo und Fate

Wie viele Fallstricke lauern im Alltag auf einen fünf Monate alten Welpen? Und wie viele auf einen Menschen, der zu nachlässig ist? Ein unfreiwilliger Selbstversuch.

Tell me now, how do I feel?
New Order (1983)

Ich habe gera­de die Heck­klap­pe des Fahr­zeugs hin­ter den Hun­den zuge­schla­gen und mich selbst ans Steu­er gesetzt, als mich ein Blick in den Rück­spie­gel auf­mer­ken lässt. Das nicht etwa, weil im Heck etwas Unge­wöhn­li­ches vor­ge­fal­len wäre – nein, viel­mehr, weil mit dem Blick selbst augen­schein­lich etwas nicht stimmt. Mit der fla­chen Hand rei­be ich mir also über das Augen­lid und die Schlä­fe, um den Strei­fen weg­zu­wi­schen, der sich wie ein dunk­ler Schat­ten über bei­de zieht – und als das nichts bringt, spu­cke ich mir kurz­ent­schlos­sen in die Hand, um es erneut zu ver­su­chen. Erst, als auch das nichts bringt, beginnt es mir zu däm­mern. Oder bes­ser: setzt die Erin­ne­rung schlag­ar­tig ein. Ein fünf Mona­te alter Wel­pe, eine Hun­de­box und ein Git­ter, das mit lau­tem Schep­pern auf­springt. Und mein Kopf, der bei alle­dem im Wege ist. »Da soll noch mal einer sagen, dass die Wel­pen­auf­zucht frei von etwa­igen Risi­ken ist«, den­ke ich bei mir, als ich mir das Veil­chen noch etwas genau­er betrach­te – und blei­be schluss­end­lich an eben jenem Gedan­ken hän­gen. »Wie vie­le Fall­stri­cke lau­ern im All­tag auf einen Wel­pen? Und wie vie­le auf einen Men­schen, der in den ers­ten Lebens­mo­na­ten sei­nes vier­bei­ni­gen Mit­be­woh­ners zu nach­läs­sig ist?«

Welpenzähne
07|08|2021 – Zwei­fels­oh­ne: mit­ten im Zahnwechsel

Nicht weni­ge Wel­pen­be­sit­zer wer­den irgend­wann ein­mal in der Not­auf­nah­me der Tier­kli­nik geses­sen haben, weil der Wel­pe einen Gegen­stand ver­schluckt hat, der nur bedingt auf sei­nen Spei­se­plan gehört. Getra­ge­ne Socken, Kin­der­spiel­zeug, Kie­sel­stei­ne: gera­de wäh­rend des Zahn­wech­sels, der in der Regel mit der sech­zehn­ten Lebens­wo­che ein­setzt und sich für gewöhn­lich über meh­re­re Mona­te erstreckt, fin­det sich kaum etwas, das einen neu­gie­ri­gen Wel­pen nicht dazu ani­miert, dar­auf herumzukauen.

Das Glück, mit einem blauen Auge davonzukommen

Glei­ches gilt für die Pflan­zen im Gar­ten, von denen nicht weni­ge für den Wel­pen gif­tig oder unver­träg­lich sind, und die des­halb immer beson­ders geprüft und gesi­chert wer­den soll­ten. Dar­über hin­aus: split­tern­des Holz, stei­le Trep­pen und frei­lie­gen­de Kabel – von den unge­si­cher­ten Schlupf­lö­chern, die sich einem fin­di­gen Wel­pen auf fast jedem Grund­stück bie­ten, gar nicht zu spre­chen. Und nicht immer hat man das Glück, mit einem blau­en Auge davonzukommen.

Border Collie Welpe
05|08|2021 – Halo, Broad­me­a­dows Halo

»Risi­ken mini­mie­ren«, den­ke ich bei mir, »das bedeu­tet auch frü­hest­mög­lich Kom­man­dos zu eta­blie­ren, mit denen sich der Wel­pe vor sich selbst schüt­zen lässt«. Wäh­rend Halo und Fate das »Nein!« und das »Aus!« schon so weit ver­in­ner­licht haben, dass sich auch auf die Distanz auf sie ein­wir­ken lässt, beschlie­ße ich zum Selbst­schutz noch ein wei­te­res Kom­man­do auf die Lis­te zu set­zen. »Kopf weg!« Ganz klar, nur für mich.

Und die Geschwister?

© Johannes Willwacher