28|03|2016 – Spen­cer, Nana, Boun­ty und Zeppo

Es ist immer die letzte Woche – und immer eines der letzten Fotos, das ich von den Welpen aufnehme. Nebeneinander sitzen sie da – keiner will, aber jeder muss sitzen bleiben: das Gruppenfoto in der 8. Woche …

»Ich habe heu­te lei­der kein Foto für dich« 
– Hei­di Klum

Es ist immer die letz­te Woche – und immer eines der letz­ten Fotos, das ich von den Wel­pen auf­neh­me. Neben­ein­an­der sit­zen sie da – kei­ner will, aber jeder muss sit­zen blei­ben –, und weil es kaum gelingt, einem gera­de ein­mal acht Wochen alten Wel­pen begreif­lich zu machen, das Sit­zen und Blei­ben zusam­men gehö­ren, sind wir auch dies­mal zumeist damit befasst, die Wel­pen aus­zu­brem­sen und ein­zu­fan­gen. Dass kei­ner die Schnau­ze in einen Erd­hü­gel gesteckt haben oder einem ver­irr­ten Schmet­ter­ling nach­ge­jagt sein muss, ver­steht sich dabei genau­so von selbst, wie die Tat­sa­che, dass es genau das ist, was ein Wel­pe am liebs­ten will – weil ein Wel­pe nur dann tut, was er soll, wenn er schläft, und ansons­ten eben bloß ein Wel­pe ist.

Ich lie­ge also im feuch­ten Gras – das bei jeder mei­ner Bewe­gun­gen Geräu­sche von sich gibt, die an einen voll­ge­so­ge­nen Schwamm erin­nern, den man mit allen fünf Fin­gern kräf­tig aus­drückt –, ver­su­che den Schär­fe­punkt auf die Vie­rer­grup­pe zu set­zen, die etwa zehn Meter von mir ent­fernt im Zaum gehal­ten wird, und wün­sche mir einen Son­nen­auf­gang vor die Lin­se – oder sonst etwas, das unbe­lebt ist. Das weder der ers­te noch der zwei­te Durch­gang das gewünsch­te Ergeb­nis her­vor­brin­gen – kor­rekt belich­tet, knack­scharf und mit dem Blick zur Kame­ra –, bekom­men vor allen Din­gen die bei­den Zwei­bei­ner zu spü­ren, die zuneh­mend ver­zwei­felt ver­su­chen, das eine Hun­de­kind davon abzu­hal­ten, die Gras­nar­be auf­zu­schar­ren und das ande­re am Aus­bre­chen zu hin­dern – und gleich­zei­tig mei­ne Kom­man­dos zu über­hö­ren. »Ihr seid zu lang­sam«, kreischt es über den Rasen hin­weg. »Ihr steht im Bild, nehmt mal das Bein da raus!« Oder, weil auch mir zuneh­mend die Ver­zweif­lung ins Gesicht geschrie­ben steht: »Stellt euch für einen kur­zen Moment doch mal ein klei­nes biss­chen weni­ger wie kom­plet­te Voll­idio­ten an«. Wer mich ein­mal hin­ter der Kame­ra erlebt hat, der ahnt viel­leicht, wie ich mich beim Auto­fah­ren verhalte.

Kurz bevor alle Betei­lig­ten die Geduld ver­lie­ren, gelingt es schließ­lich doch, die Wel­pen in Reih und Glied absit­zen zu las­sen. Der Aus­lö­ser klickt hek­tisch zig Mal hin­ter­ein­an­der, dann schreie ich, weil es bei Hei­di Klum so nach »End­lich Zeit fürs Mit­tag­essen« klingt: »It’s a wrap!« Die Wel­pen wer­den dar­auf­hin ent­las­sen, um den Hun­de­platz zu erkun­den, die Zwei­bei­ner sin­ken erschöpft ins Gras. Schö­ne Erin­ne­run­gen sind – so viel steht fest – bis­wei­len ziem­lich har­te Arbeit.

© Johannes Willwacher