Von Kleinkindern und Hundekindern. Und von vier jungen Border Collies, die heute ihren ersten Geburtstag feiern. Alles Gute – Spencer, Nana, Bounty und Zeppo!
»Du bist aber groß geworden«, sagt sie und kneift dem Dreikäsehoch gutmütig in die Wange, »fast hätte ich dich gar nicht erkannt«. Ich stehe etwas abseits, als sich Großmutter und Enkel am Bahnsteig begrüßen, und während der eine gerade angekommen ist, warte ich auf meinen Anschlusszug. Das Kind trägt einen kleinen, hellblauen Rucksack, die Träger straff über den schmalen Schultern, die Haare sind ordentlich frisiert. Ich meine, als Kind eine ganz ähnliche Frisur getragen zu haben – nennt man das Nachttopfschnitt? – und auch das Wangenkneifen fühle ich nach. »Du bist aber groß geworden«, denke ich also, als der Zug schließlich einrollt, ich einsteige und die Fahrt kurz darauf endlich beginnt. Und weil jede Geschichte einen Anfang, einen Hauptteil und ein Ende braucht, schreibe ich das gerade Erlebte im Zug als Anfang auf.
Das Großwerden gelingt beim Welpen fraglos schneller – kaum ein Jahr braucht es, bis ein Hund ausgewachsen ist. Das schnellere Wachstum ist aber nicht der einzige Unterschied, der zwischen Menschen- und Hundekindern besteht, denn während ein Kleinkind mit einem Jahr gerade die ersten, noch wackligen Schritte unternimmt, einfache Sätze versteht und vertraute Personen und Gegenstände beim Namen erkennt, hat ein Hund zu diesem Zeitpunkt nahezu alles Wesentliche gelernt, seine Entwicklung fast abgeschlossen. Eine ziemlich beachtliche Leistung, finde ich. Und ganz sicher auch ein Grund mehr, unserem D-Wurf – Spencer, Nana, Bounty und Zeppo –, der heute seinen ersten Geburtstag feiert, besonders herzliche Glückwünsche zu schicken, mich gleichwohl bei deren Menschen – bei Steffi, Andreas und Saskia, Jenny, Jule, Frauke und Gerd – zu bedanken, dass sie den Vieren nicht nur ein wunderbares, liebevolles Zuhause gegeben, sondern mit Geduld und Konsequenz auch dafür gesorgt haben, dass das Großwerden ziemlich gut gelingt.
Auf den Geburtstagsspaziergang, den wir morgen gemeinsam unternehmen werden, freue ich mich schon sehr – und weil ich annehme, dass man sich im Anschluss auch über das eine oder andere Foto freuen darf, wird es bestimmt mehr als einen Grund geben zu denken: »Du bist aber groß geworden«.
© Johannes Willwacher