Border Collie Welpen, drei Wochen alt, beim Welpenshooting
13|06|2019 – Süße Brü­der: unse­re bei­den Bor­der Col­lie Rüden

Unsere fünf Border Collie Welpen sind drei Wochen alt – und während hier ein wenig gefüttert und dort ein wenig getrunken wird, denke ich über Karamellbonbons nach.

»Noch nicht ein­mal fünf«, den­ke ich, als Ellie mich am Diens­tag­mor­gen mit einem unsanf­ten Stups in den Nacken weckt. Wäh­rend alle ande­ren Hun­de noch tief und fest schla­fen, ist die Mut­ter­hün­din auch an die­sem Mor­gen schon viel län­ger auf den Bei­nen, sind die Wel­pen bereits gesäugt und geputzt, die Wurf­kis­te nach allen Regeln der Kunst umge­gra­ben, und weil es die Gewohn­heit so will, knurrt schließ­lich auch der Hün­din der Magen – Zeit auf­zu­ste­hen. Wider­wil­lig dre­he ich mich von der einen Sei­te auf die ande­re, zöge­re noch einen Moment, die Decke zurück­zu­schla­gen, ste­he dann aber doch zäh­ne­knir­schend auf, um die Hün­din in den Gar­ten zu las­sen und das ers­te Früh­stück zu berei­ten. Ich schaf­fe es kaum, die Kaf­fee­ma­schi­ne zu befül­len, bis die Hün­din ihre Ange­le­gen­hei­ten im Grü­nen erle­digt hat und trief­nass hin­ter mir sitzt – es reg­net. Mit einem Hand­tuch säu­be­re ich also erst ein­mal die Pfo­ten und das Gesäu­ge – für den Boden bleibt ange­sichts der drän­geln­den Hün­din gera­de kei­ne Zeit –, bevor ich mich an die Zube­rei­tung der Mahl­zeit gebe. Zwei Ess­löf­fel Milch­pul­ver wer­den zusam­men mit einem auf­ge­schla­ge­nen Ei, etwas Quark und einem guten Schluck Zie­gen­milch auf­ge­rührt, bevor ich lang­sam einen Becher Tro­cken­fut­ter unter­he­be – zu lang­sam für Ellie, die längst laut­stark drän­gelt und fiept. Ich ver­zich­te also dar­auf, die noch zäh­flüs­si­gen Res­te vom Milch­pul­ver mit der Gabel von den Sei­ten der Scha­le zu krat­zen, stel­le eben jene statt­des­sen mit einem Seuf­zen vor die hung­ri­ge Hün­din hin. »Wenn ich nicht wüss­te, dass du es brauchst, wür­dest du mir gra­de ganz schön auf die Ner­ven gehen«, sage ich, wäh­rend die Hün­din genüss­lich schmatzt. Dass sie Hun­ger hat – haben muss –, steht außer Fra­ge, denn in der drit­ten und vier­ten Lebens­wo­che der Wel­pen sind die Anfor­de­run­gen an die Hün­din beson­ders hoch.

Bei einer nor­mal­ge­wich­ti­gen Bor­der Col­lie Hün­din kann davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass sie bis zum Abset­zen der Wel­pen etwa 30 Liter Milch pro­du­zie­ren muss, um fünf Wel­pen zu ernäh­ren (Rechen­for­mel nach D. Grand­jean und B.-M. Para­gon, Le Point Vété­ri­n­aire, 1986*) – das ent­spricht in der drit­ten und vier­ten Lebens­wo­che der Wel­pen einer Spit­zen­leis­tung von 1,2 Litern pro Tag. Um 100 Mil­li­li­ter Milch zu pro­du­zie­ren, benö­tigt die Hün­din etwa 200 Kilo­ca­lo­rien. Zusätz­lich zu ihrem Erhal­tungs­be­darf müs­sen der Hün­din täg­lich also min­des­tens 2400 Kilo­ca­lo­rien zuge­führt wer­den, um eine ordent­li­che Milch­leis­tung zu gewähr­leis­ten und der Hün­din nicht zu scha­den. Das ent­spricht etwa der dop­pel­ten Fut­ter­men­ge – oder in unse­rem Fall: vier üppi­gen Mahl­zei­ten pro Tag.

Border Collie Welpen, drei Wochen alt, beim Welpenshooting
13|06|2019 – Papp­satt und hun­de­mü­de: unse­re drei Bor­der Col­lie Hündinnen

Mein eige­ner Wis­sens­hun­ger ist damit aber nicht voll­ends gestillt, wes­halb ich wenig spä­ter mit dem Smart­phone in der Hand bei den Wel­pen lie­ge, und her­aus­zu­fin­den ver­su­che, wie sich die Milch der Hün­din im Ein­zel­nen zusam­men­setzt. Wäh­rend Kuh­milch deut­lich mehr Koh­len­hy­dra­te in Form von Milch­zu­cker ent­hält, ist der Milch­zu­cker­an­teil in der Hun­de­milch mit ledig­lich 10% rela­tiv gering – den Groß­teil machen Pro­te­ine (ca. 30%, davon jeweils zwei Drit­tel Kase­in und ein Drit­tel Mol­ken­pro­te­in) und Fet­te (ca. 60%) aus. »Wäre das vie­le Fett nicht«, den­ke ich, »wür­de sich das bei­na­he wie die Nähr­wert­an­ga­be auf dem Eiweißshake lesen, den ich nach dem Sport regel­mä­ßig zu mir neh­me«, und set­ze kurz dar­auf in Gedan­ken hin­zu, dass eben jener vor dem Genuss min­des­tens genau­so ordent­lich durch­ge­schüt­telt wer­den will, wie die Zit­zen der Hün­din. Kraft­trai­ning wird auch neben­an betrie­ben – wer­den die Zit­zen der Hün­din von den sau­gen Wel­pen gezo­gen und getre­ten, wird sich beim Trin­ken ver­aus­gabt und auch der letz­te Trop­fen Milch gie­rig aufgesaugt.

Drei Wochen sind unse­re fünf Wel­pen nun alt – und damit bei­na­he alt genug, um zum ers­ten Mal fes­te Nah­rung zu sich zu neh­men. Bei frü­he­ren Wür­fen habe ich den Wel­pen oft­mals schon um den 18. Lebens­tag die ers­te Brei­mahl­zeit ange­bo­ten, weil die Milch­leis­tung der Hün­din nach­ge­las­sen und sich die Wel­pen­ge­wich­te nur wenig zufrie­den­stel­lend wei­ter­ent­wi­ckelt hat­ten. Bei unse­ren Fün­fen kann ich mir damit aber noch ein paar Tage län­ger Zeit las­sen – Ellie geht es gut, sie hat noch immer genü­gend Milch und die Wel­pen wer­den noch bei jeder Mahl­zeit satt: fünf dicke, zufrie­de­ne Kara­mell­bon­bons. Die bestehen schließ­lich auch nur aus Milch und Zucker und Fett.

© Johannes Willwacher