Dem I-Wurf zum zweiten Geburtstag: über außergewöhnliche Welpen, einen außergewöhnlich erfolgreichen Wurf – und was für mich als Züchter noch dahinter steckt.
Today is where your book begins,
the rest is still unwritten.
Natasha Bedingfield (2004)
»Drei Champions aus nur einem Wurf«, sagt jemand und ich drehe mich um, »das gab es bei euch aber auch noch nicht!« Weil mir in diesem Moment nichts besseres einfällt, lächle ich bloß und zucke die Achseln. Aber noch während ich weiter gehe, beginnt es in meinem Kopf zu kreisen. »Ist es denn wirklich so bemerkenswert, dass drei von sechs Welpen eines Wurfs erfolgreich ausgestellt wurden?«, denke ich bei mir. »Ist das nicht ein Stück weit dem glücklichen Zufall geschuldet, und gibt es nicht zahlreiche Gründe mehr, um stolz auf meine Nachzucht zu sein?« Weil mir irgendetwas dazwischen kommt, wische ich den Gedanken vorläufig beiseite. Aber auch in den Wochen, die darauf folgen, fordert derselbe immer wieder meine Aufmerksamkeit.
Irgendjemand hat einmal geschrieben, das ein erfolgreicher Wurf streng genommen von drei Faktoren abhängig ist: von Wissenschaft, Kunst und Glück. Während die wissenschaftlichen – oder besser: kynologischen – Aspekte leicht erklärt sind und sich allem voran aus genetischen Kenntnissen speisen, erfordern Kunst und Glück wohl eine ausführlichere Erklärung. Dass ein guter Züchter immer auch ein guter Wissenschaftler sein sollte, der nicht nur ein breites Wissen über mögliche Erbkrankheiten besitzt, sondern auch gelernt hat, dieselben weitestgehend auszuschließen, versteht sich von selbst. Aber ein Künstler? Was haben denn Kunst und Hundezucht überhaupt miteinander zu tun?
Kunst meint vor allen Dingen, die richtigen Handgriffe zu tun. Nicht irgendeinen, sondern den richtigen Rüden für seine Hündin auszuwählen. Es gibt nicht wenige Züchter, die sich vom Erfolg eines Rüden blenden lassen, und denken, dass ein erfolgreicher Rüde immer auch erfolgreiche Nachzuchten bringt. In ganz seltenen Fällen mag das zutreffen, und ein Rüde, der jeden Titel gewonnen hat, auch für jede Hündin ein Gewinn sein. In den meisten Fällen erfordert die Auswahl des richtigen Rüden aber einen ganz besonderen Blick. Den eines Künstlers, nämlich, der gekonnt die Pinselstriche setzt.
Bleibt abschließend das Glück – im Hinblick auf den Erfolg vielleicht der allerwichtigste Faktor von allen. Nicht nur, weil sich auch die vortrefflichste Wurfplanung unter Umständen als Fehlschlag erweisen kann, sondern auch, weil der Erfolg im Ausstellungsring immer auch von den äußeren Umständen abhängig ist. Von Zuchtrichtern, zum einen. Und vom Einsatz der Besitzer, zum anderen. Ein vielversprechender Welpe, der niemals trainiert und niemals ausgestellt wird, wird auch niemals ein Champion sein.
Vielleicht hätte es deshalb auch schon in früheren Würfen weitere Champions geben können – und der Erfolg der drei Wurfgeschwister, die heute ihren zweiten Geburtstag feiern, ist vor allem dem Ehrgeiz und der Leidenschaft ihrer Besitzer anzurechnen. Einen Grund zu feiern haben aber alle Sechs – und ich bei jedem noch mehr Gründe, um stolz zu sein. Der beste bleibt schlussendlich das Glück im Blick ihrer Besitzer. Denn während Titel und Auszeichnungen zwar besonders sind, ist das Glück durch nichts aufzuwiegen.
Lasst euch feiern: Karma, Skye, Yuna, Scotty, Sonic und Miles.
© Johannes Willwacher