Sechs Border Collie Welpen, drei Tierärzte, ein Züchter und die Augenuntersuchung. Augen zu – viel besser: auf – und durch! Das Ergebnis? Zwölf von zwölf Augen sind gesund – und nachweislich lupenrein.

Die Stra­ße vor uns ver­schwimmt in dich­tem Nebel, hier und da stemmt sich ein Baum gegen das undurch­dring­li­che Grau. Trop­fen zie­hen auf den Schei­ben rasend ihre Bah­nen. Der Schei­ben­wi­scher tak­tet rast­los und quietscht unge­nau. Für einen kur­zen Moment scheint das Grau zu ver­flie­gen, dann neu­er Regen in dem alles zer­rinnt. Ich star­re fast blind durch sich wel­len­de Schlie­ren, es ist acht Uhr drei­ßig, und wäh­rend Wet­ter und Wind mir nicht nur die Sicht, son­dern gleich auch den Mor­gen in Gän­ze ver­trü­ben, üben zwölf klei­ne Augen jetzt bloß nicht zu zwin­kern – es soll schließ­lich hei­ßen: »Was für bra­ve Wel­pen das sind!«

Nebel hängt über dem Sieg­tal, als wir schließ­lich gegen neun Uhr vor der Tier­kli­nik in Betz­dorf ankom­men. Nach­dem die Anmel­dung geglückt ist und man im War­te­zim­mer ent­deckt hat, dass es weit mehr ande­re Hun­de als bloß Mamas und Idas gibt, winkt das Fräu­lein Spalt­lam­pe lächelnd aus der Tür gegen­über: »Fami­lie Will­wa­cher, bit­te, zur Ophthalmoskopie!«

Dann heißt es erst ein­mal Augen zu – nein, natür­lich nicht – dann heißt es Augen auf und durch: Da sich die Pupil­le bei Licht­ein­fall zusam­men­zieht und so eine aus­rei­chen­de Beur­tei­lung des Augen­hin­ter­grun­des nur schwer mög­lich ist, wer­den jedem Wel­pen Augen­trop­fen ver­ab­reicht. Nach gut fünf­zehn Minu­ten War­te­zeit und mit weit­ge­stell­ten Pupil­len sitzt man schließ­lich wie­der auf dem Behand­lungs­tisch und blickt erneut in das Licht der Spalt­lam­pe – die kennt man bereits, also wedelt man freu­dig. Die Appa­ra­tur, die kurz dar­auf auf dem Kopf des Tier­arz­tes sitzt, mutet dage­gen schon ein wenig selt­sam an: Eine bin­oku­la­re Kopf­lu­pe aus der ein Gewirr von Kabeln tritt. Die kennt man noch nicht – und weil man sich ohne­hin längst genug unter­sucht fühlt, ver­sucht man sich win­dend dem Ding zu ent­zie­hen. Doch weder das Ding noch der Tier­arzt schei­nen bereit, ein Auge zuzu­drü­cken – also drückt man die­sel­ben selbst und hofft für bei­de unsicht­bar zu sein.

Zwölf von zwölf Augen sind gesund, lupen­rein – kein MPP und auch kein CEA – und nach so viel Erleb­tem schla­fen sechs von sechs Wel­pen, kaum ist der Park­platz ver­las­sen und das Orts­schild erreicht, zum Klang trom­meln­der Trop­fen ganz fried­lich ein.

© Johannes Willwacher