11|02|2016 – Ruhe in der Wurfkiste

Ein Wel­pe von sie­ben Tagen ist warm und weich, trinkt, wenn er nicht schläft, an den Zit­zen der Mut­ter, und kriecht – weil Augen und Ohren noch immer fest ver­schlos­sen sind – dem Geruch der Mut­ter fol­gend suchend im Kreis. War­um das so ist, fragt man sich viel­leicht, und denkt dabei an ande­re, an grö­ße­re Tie­re – an Pfer­de, Rin­der und Ele­fan­ten, sogar – die kaum gebo­ren in der Lage sind zu ste­hen und vom ers­ten Tag an der Mut­ter fol­gen, mit wachem Blick, ganz gleich, wohin sie geht. War­um also ist das so, fragt man sich – ja, war­um wird ein Wel­pe taub und blind geboren?

Für Foh­len und Käl­ber ist es über­le­bens­wich­tig, bei dro­hen­der Gefahr gemein­sam mit der Her­de flüch­ten zu kön­nen – bei­de kom­men des­halb bereits mit voll aus­ge­bil­de­ten Sin­nes­or­ga­nen und einem weit ent­wi­ckel­ten Hirn zur Welt. Weil der Rei­fe­pro­zess noch im Mut­ter­leib statt­fin­det, ist die Trag­zeit um ein Viel­fa­ches höher: Wäh­rend jene beim Hund und ande­ren Nest­ho­ckern – wie dem Wolf, dem Fuchs und der Kat­ze –, bloß 60 Tage beträgt, beläuft sich die­se beim Rind auf fast 280 Tage. Für die Jäger, zu denen auch der Hund gehört, eine viel zu lan­ge Zeit – wer Beu­te grei­fen und sich dazu aus­dau­ernd bewe­gen kön­nen muss, für den stellt das Gewicht des Unge­bo­re­nen über einen län­ge­ren Zeit­raum nicht bloß eine deut­li­che Belas­tung, son­dern auch eine Gefahr für das eige­ne Über­le­ben dar. Evo­lu­tio­när gese­hen also gar nicht dumm, die Trag­zeit zu ver­kür­zen und die noch wenig ent­wi­ckel­ten Orga­ne nach der Geburt aus­rei­fen zu las­sen – sind die Wel­pen ver­sorgt, geht die Mut­ter auf Jagd. Das gilt übri­gens auch für Edda – selbst wenn die Beu­te in ihrem Fall nur ein Ten­nis­ball ist …

11|02|2016 – Zehn Minu­ten Spaß im Schnee

© Johannes Willwacher