18|02|2016 – Unse­re Wel­pen sind zwei Wochen alt

Die Welt ist ein Spiel­platz und
ich sit­ze auf der Schaukel.
– Unbekannt

Zuerst sind es bloß win­zi­ge Schlit­ze, kaum wahr­zu­neh­men, zufäl­lig bemerkt. Ein schüch­ter­nes Blau, das zwi­schen den Lidern hin­durch blitzt, wol­kig und trüb, wie der Him­mel an einem kal­ten Tag. Bald schon blin­zelt der Ers­te ver­schla­fen, bald schon zieht auch der Zwei­te nach. Bald schon wer­den, wo nur Warm und Kalt zu erfüh­len, auch Hell und Dun­kel zu unter­schei­den sein – und in einer Welt voll von blin­den Gerü­chen, das Erfühl­te zum Ding, das Ding zum Du und jeder für sich zum Ich gewor­den sein. Und damit beginnt dann das Leben.

Schon am zehn­ten Tag konn­ten wir bei der klei­nen Hün­din das ers­te Fun­keln in den Augen­win­keln bemer­ken, wäh­rend die drei Rüden sich bis zum vier­zehn­ten Tag damit Zeit gelas­sen haben. Bis sich die anfangs noch trü­ben Augen unse­rer Wel­pen geklärt haben und sie ihre Umge­bung wahr­neh­men kön­nen, wer­den noch eini­ge Tage ver­ge­hen – auch die Hör­fä­hig­keit stellt sich erst im Lau­fe der drit­ten Lebens­wo­che ein. Hier und da sind aber bereits jetzt, zum Ende der zwei­ten Lebens­wo­che, die ers­ten, unbe­hol­fe­nen Geh­ver­su­che zu bemer­ken: die Wel­pen stem­men sich müh­sam auf die Bei­ne, sie schau­keln und wackeln, fal­len zumeist aber gleich wie­der um.

Wäh­rend Edda die Wurf­kis­te nun ger­ne wie­der ver­lässt, nut­zen die ande­ren Hun­de in unse­rem Rudel die Gele­gen­heit, sich mit den Neu­an­kömm­lin­gen ver­traut zu machen – allen vor­an ist es Nell, die mit schö­ner Regel­mä­ßig­keit ihren vier Enkel­kin­dern einen Besuch abstat­tet, schwanz­we­delnd vor der Wurf­kis­te steht und Küss­chen verteilt.

© Johannes Willwacher