Unserem B-Wurf zum vierten Geburtstag. Neben guten Wünschen, die längst in der Geburtstags-Post sind: Gedanken über Geschichten, die man immer wieder erzählt.
An Geburtstagen werden nicht nur Geschenke ausgepackt, sondern auch die immer gleichen Geschichten. Das, was denen im Gedächtnis geblieben ist, die den Tag der Geburt ganz bewusst erlebt haben, wird ein ums andere Mal erzählt, Jahr für Jahr vor dem Geburtstagskind ausgerollt und glatt gestrichen, wie gebrauchtes Geschenkpapier. Mütter sind ganz besonders gut darin – zumindest ist es meine, die auch nach achtunddreißig Jahren nicht müde wird, die Geschichte von der Autotür, dem Bürgersteig und der Fruchtblase zu erzählen – von den vierundzwanzig Stunden im Kreißsaal und der väterlichen Bemerkung, dass, wenn das Kind sich nicht endlich dazu bequeme geboren zu werden, es auch gleich drin bleiben könne. Geburtstage, also. Und auch heute ist einer.
Wenn Ida vier Jahre zurückdenken und sich an den Abend des 26. Juni erinnern könnte – was sie ganz ohne Zweifel nicht kann, denn gemeinhin fällt es ihr schon schwer, sich an einfache Kommandos zu erinnern, die sie im Training bereits tausend Mal befolgt hat (oder besser: hätte befolgen sollen) –, dann würde ihr vielleicht zuerst in den Sinn kommen, dass sie zwischen mir und meiner Schwester saß, als die Wehen einsetzten, und dass der Titel des Films, der gerade begonnen hatte (und dessen Fortgang ab dieser Minute niemand mehr mitverfolgen sollte), sich auf Deutsch als »Endgültige Bestimmung« übersetzen ließ. Vielleicht würde sie daraufhin bemerken, dass sie es zuerst ganz und gar nicht als ihre Bestimmung empfand, sich um den Welpen (oder besser: das Ding) zu kümmern, das zehn Minuten später aus ihr herausgefallen und unter den hektischen Handgriffen dreier Menschen von Eihaut und Nabelschnur befreit worden war, dass sie auch den zweiten Welpen keines Blickes würdigte und sich wünschte, jener möge stattdessen ein Tennisball sein. Und vielleicht würde sie abschließend lächeln und sagen, dass sie mit dem dritten Welpen schließlich begriff, dass sie Mutter geworden war und zur Erleichterung der umstehenden Menschen endlich damit begann, die Neugeborenen zu umsorgen. Wie gesagt, vielleicht. Denn mehr als ihre, sind das meine Erinnerungen.
Wenn ich an unseren B-Wurf denke – an Twix, Joey, Iska, Buddy, Pepper und Beau –, dann fallen mir neben den Umständen, die die Geburt der sechs Welpen begleitet haben, vor allem zwei Worte ein: Glück und Freude. Und an beides erinnert man sich gern. Immer wieder. Jahr für Jahr. Alles Gute, ihr sechs Border Collies!
© Johannes Willwacher