Border Collie Welpen in der dritten Lebenswoche
17|10|2019 – Unse­re Bor­der Col­lie Wel­pen in der drit­ten Lebenswoche

Über Hören, Sehen und ganz viel Gefühl: unsere Border Collie Welpen in der dritten Lebenswoche.

Es sind die­se frü­hen Momen­te. Die­se ers­ten wack­li­gen Schrit­te. Die­ser wol­ken­ver­han­ge­ne Blick, der einem grau­en Win­ter­him­mel gleicht. Es ist die­se win­zi­ge, rie­sen­gro­ße Welt, die kaum mehr als einen Qua­drat­me­ter misst, in der alles wahr, aber nichts wirk­lich ist. Es ist die­ses Gefühl, auch selbst alles noch ein­mal neu sehen, hören, ent­de­cken zu dür­fen. Und sich mit unend­li­chem Ver­trau­en an das Aben­teu­er her­an­zu­tas­ten, das sich Leben nennt.

Dass mein ers­ter Gedan­ke am frü­hen Mitt­woch­mor­gen weit weni­ger poe­tisch aus­fällt, ist unbe­streit­bar dem Umstand geschul­det, dass mich schril­les Geschrei aus dem Schlaf reißt. »Nicht schon wie­der«, sto­ße ich mit geschlos­se­nen Augen hin­ter den knir­schen­den Zäh­nen her­vor, als schließ­lich noch eine zwei­te und drit­te Stim­me in das schnei­den­de Geze­ter ein­fal­len. »Vier­tel nach vier«, weiß ich ohne einen Blick auf den Wecker, und auch war­um man neben­an so ohren­be­täu­bend schreit, ahne ich bereits. Ich rapp­le mich also auf, schaue im Vor­bei­ge­hen abschät­zig auf die geschlos­se­ne Schlaf­zim­mer­tür, hin­ter der mei­ne schlech­te­re Hälf­te noch immer ganz unver­hoh­len schnarcht, und stol­pe­re zwei Schrit­te wei­ter bei­na­he über die Hün­din, die aus­ge­streckt im Gang vor dem Wel­pen­zim­mer liegt. »Wenn du schon meinst, dei­ne Wel­pen zum Früh­auf­ste­hen erzie­hen zu müs­sen, dann bring ihnen bit­te doch auch bei­zei­ten bei, wie man lei­se spielt«, flüs­te­re ich in das fle­cki­ge, schwarz-wei­ße Dun­kel unter mir, und tas­te mich suchend wei­ter. Da ist der Licht­schal­ter. Die run­de Decken­lam­pe flammt auf und das Zim­mer wird hell.

Border Collie Welpen in der dritten Lebenswoche
17|10|2019 – Unse­re Bor­der Col­lie Wel­pen in der drit­ten Lebenswoche

Die Ver­än­de­run­gen, die sich in der Ent­wick­lung von Hör- und Seh­ver­mö­gen der Wel­pen in der drit­ten Lebens­wo­che begrün­den, sind deut­lich spür­bar: bin­nen weni­ger Tage wird aus einem immer­mü­den Lebe­we­sen, das von der Mut­ter­hün­din beharr­lich umsorgt wer­den muss, ein fre­cher Wel­pe, der sei­ne Umwelt selb­stän­dig wahr­neh­men und erkun­den kann. Das fällt nicht nur bei sei­nem Blick auf, der raschen Bewe­gun­gen lang­sam folgt, oder bei den Ohren, die bei jedem Geräusch merk­lich flat­tern, son­dern auch im Zusam­men­spiel mit sei­nen Geschwis­tern, die nicht län­ger nur Wär­me spen­den und nun neu­gie­rig bedrängt, beleckt und beknab­bert wer­den. Dass sich das man­cher nur ungern gefal­len lässt und es dann und wann laut in der Wurf­kis­te wird, ist auf zwei Umstän­de zurück­zu­füh­ren. Zum einen muss das rich­ti­ge Mit­ein­an­der von den Wel­pen erst noch erlernt wer­den. Zum ande­ren begin­nen mit der drit­ten Woche auch die Milch­zäh­ne der Wel­pen durch­zu­bre­chen, mit denen nicht nur die Geschwis­ter gepie­sackt wer­den, son­dern beim Säu­gen auch der Mut­ter­hün­din zuge­setzt wird. Kein Wun­der also, dass die Letzt­ge­nann­te sich immer öfter zurück­zieht – und es bis­wei­len vor­zieht, abseits der Wurf­kis­te im Gang zu liegen.

Border Collie Welpen in der dritten Lebenswoche
18|10|2019 – Unse­re Bor­der Col­lie Wel­pen in der drit­ten Lebenswoche

Es sind die­se frü­hen Momen­te, wenn du allei­ne bei den Wel­pen sitzt. Wenn sich einer nach dem ande­ren vor­sich­tig annä­hert, sich dei­ne Hän­de und dei­nen Schoß ver­traut macht, und mit lus­tig wedeln­der Rute bezeugt, was Mensch und Hund schon immer ver­bin­det. Es sind die­se frü­hen Momen­te, die Schuld dar­an haben, dass du als Züch­ter den höchs­ten Preis bezahlst. Denn für jeden Wel­pen, den du ver­kaufst – jeden ein­zel­nen –, zahlst du den Preis mit dei­nem Herzen.

© Johannes Willwacher