Border Collie Welpen in der fünften Lebenswoche
12|04|2021 – Letz­te Impres­sio­nen aus dem Welpenzimmer

Rein ins Leben und raus in den Garten: was unsere Border Collie Welpen in der fünften Lebenswoche so alles erleben durften.

Besuch für die Welpen

Wer hät­te im letz­ten Früh­jahr gedacht, dass die Situa­ti­on, die mit der Pan­de­mie urplötz­lich über den Glo­bus geschwappt ist, ein gan­zes Jahr anhält? Dass wir auch im fol­gen­den Früh­jahr noch gezwun­gen sind, Abstand zu hal­ten und Mas­ke zu tragen?

Wäh­rend ich die Bri­sanz im ver­gan­ge­nen Jahr früh begrif­fen und mich kaum der Illu­si­on hin­ge­ge­ben hat­te, dass sich die Pan­de­mie bin­nen weni­ger Mona­te bewäl­ti­gen las­sen wür­de, hat­te ich für das Früh­jahr die­sen Jah­res immer noch die lei­se Hoff­nung, dass sich man­ches ent­spannt haben wür­de. »In der Wel­pen­zeit ist das Haus immer voll«, habe ich frü­her ganz selbst­ver­ständ­lich gesagt. Frü­her, das heißt, vor dem Virus. Und auch vor der drit­ten Welle.

Die Besu­che der Wel­pen­in­ter­es­sen­ten zu orga­ni­sie­ren und dabei auf die gän­gi­gen Abstands­re­geln zu ach­ten, stell­te ich mir im Vor­feld min­des­tens so schwie­rig vor, wie den Ver­zicht auf ein Ken­nen­ler­nen unter­ein­an­der. In der Ver­gan­gen­heit war es bei uns üblich, dass sich die künf­ti­gen Besit­zer bereits vor Ort ken­nen­ler­nen und aus­tau­schen konn­ten. Ich habe das immer sehr genos­sen – nicht zuletzt, weil dabei auch anhal­ten­de Freund­schaf­ten ent­stan­den sind, und sich zu den neu­en Wel­pen­be­sit­zern nicht sel­ten auch die alten gesell­ten. Die drit­te Wel­le sag­te dazu bloß eins: »Is‘ nicht!«

Ganz auf Besuch zu ver­zich­ten wäre ange­sichts der Pan­de­mie wohl die ver­ant­wort­lichs­te Ent­schei­dung gewe­sen, im Hin­blick auf die Sozia­li­sie­rung der Wel­pen aber ganz sicher nicht die bes­te. »Wenn das Früh­jahr so warm und tro­cken wird, wie das letz­te, dann wird das schon gehen«, dach­te ich mir, »dann fin­den alle Besu­che eben nur im Frei­en statt«. In der ver­gan­ge­nen Woche ist hier dann aber noch ein­mal Schnee gefallen.

Uns blieb also kei­ne ande­re Wahl, als uns selbst stren­ge Regeln auf­zu­er­le­gen. Zusätz­lich zu den übli­chen Vor­sichts­maß­nah­men bestehen wir bei allen Betei­lig­ten des­halb auf den Nach­weis einen aktu­el­len, nega­ti­ven Schnell­tests, und limi­tie­ren die Besu­che auf zwei Per­so­nen am Tag. Den Wün­schen der Wel­pen­in­ter­es­sen­ten – und auch unse­ren eige­nen – kön­nen wir so zwar nur ansatz­wei­se gerecht wer­den. Aber wel­chen ande­ren Weg will man gehen, wenn es die Ver­nunft verlangt?

Nasskaltes Vergnügen

Border Collie Welpen in der fünften Lebenswoche
13|04|2021 – Im Welpenkindergarten

Zwei unse­rer vor­an­ge­gan­ge­nen Wür­fe wur­den im Febru­ar gebo­ren – der ers­te und ein­zi­ge Wurf von Edda sowie der letz­te Wurf von Nell. Bei bei­den fiel die Abga­be der Wel­pen in den April – und bei bei­den war es bereits Ende März so warm, dass die Wel­pen den Groß­teil des Tages im Gar­ten ver­brin­gen konn­ten. Als sich Ende letz­ten Jah­res Hei­dis Läu­fig­keit ankün­dig­te, war ich des­halb sehr zuver­sicht­lich, dass auch unse­re dies­jäh­ri­gen Wel­pen in den Genuss kom­men wür­den, das Grün bei­zei­ten zu erobern. Ein wenig frü­her viel­leicht sogar – der Geburts­ter­min lag schließ­lich erst im März und damit fast vier Wochen spä­ter, als bei den bei­den frü­he­ren Würfen.

Nach­dem sich der Win­ter mit einem letz­ten Auf­bäu­men im Febru­ar ver­ab­schie­det hat­te, sah es auch erst ein­mal danach aus, als soll­te es ein son­ni­ges Früh­jahr wer­den: über­all began­nen die Wei­den zu blü­hen, Kro­kus­se und Schnee­glöck­chen schos­sen aus dem Boden und auch die bei­den alten Kirsch­bäu­me in unse­rem Gar­ten, die sich für gewöhn­lich bis in den Mai hin­ein Zeit las­sen, um zu blü­hen, zeig­ten schon Anfang April die ers­ten Knospen.

Nach Ostern fiel dann aber nicht nur die Tem­pe­ra­tur rapi­de ab, son­dern auch noch ein­mal Schnee: bei deut­li­chen Minus­gra­den fan­den sich dort, wo eine Woche spä­ter der Wel­pen­aus­lauf ste­hen soll­te, fast zwan­zig Zen­ti­me­ter. So unver­hofft der Win­ter zurück­ge­kehrt war, so schnell ver­schwand er auch wie­der. Nass und kalt blieb es trotz­dem. Zu nass und zu kalt für die Welpen?

»Und wenn es nur für eine hal­be Stun­de ist«, sag­te ich zu mir selbst, als ich am Mon­tag­nach­mit­tag die schwe­ren Git­ter­ele­men­te des Wel­pen­aus­laufs aus dem Gerä­te­schup­pen wupp­te, »die frü­hen ers­ten Ein­drü­cke, die Geräu­sche und Gerü­che, die auf die Wel­pen an der fri­schen Luft ein­strö­men, sind durch nichts zu erset­zen«. Also saßen die Wel­pen kurz dar­auf ihre ers­te Zeit im Gar­ten ab: anfangs noch schutz­su­chend in der Nähe ihrer Mut­ter, obsieg­te schließ­lich doch die Neu­gier. Auf ein Blatt, einen Gras­halm, ein feuch­tes Stück Holz. Auf all das, was das Drau­ßen zu bie­ten hat. Wen stört da schon ein biss­chen Schneeregen?

Pussy Terror

Border Collie Welpen in der fünften Lebenswoche
14|04|2021 – Im Welpenkindergarten

»Kanns­te kni­cken, Caro­lin«, rufe ich dem Wel­pen zu, der sich mit den Pfo­ten am Git­ter hoch­ge­stemmt hat, »du kommst hier nicht raus!« Auf mein Rufen hin lässt der Wel­pe tat­säch­lich von sei­nem Aus­bruchs­ver­such ab, und steht kurz dar­auf mit lus­tig wedeln­der Rute vor mir. »Geht doch auch ohne Pus­sy Ter­ror, oder?« Einen Moment lang scheint der Wel­pe zu über­le­gen. Dann aber springt er ganz unver­mit­telt in mei­nen Schoß und ver­beißt sich in den Kor­del­zü­gen mei­nes Kapu­zen­pull­overs. »Ganz ohne dann doch nicht«, erwi­de­re ich auf die Atta­cke, »oder, Frau Kebekus?«

Die Wenigs­ten dürf­te erstau­nen, dass ich die Ent­schei­dung, wel­cher Wel­pe zu wem passt, gern mög­lichst spät tref­fe, und mich in den Wochen zuvor bemü­he, mög­lichst viel über mei­ne Wel­pen zu erfah­ren. In der sechs­ten Lebens­wo­che, in der die Ent­schei­dung gemein­hin fällt, sind die Wesens­zü­ge eines Wel­pen zwar noch nicht so gefes­tigt, dass sich eine dau­er­haf­te Aus­sa­ge tref­fen lässt, die Grund­zü­ge sind aber immer­hin erkennbar.

Weil die Wel­pen bis dahin nicht zuge­teilt wor­den sind, gibt es zwangs­läu­fig auch kei­ne Ruf­na­men, die sich im All­tag ver­wen­den las­sen wür­den. Statt die Wel­pen nun mit den Namen anzu­spre­chen, die sie im Papier bekom­men haben, oder eine nume­ri­sche Anre­de zu ver­wen­den – »Num­mer Fünf, du lässt jetzt sofort dei­ne Schwes­ter in Ruhe!« –, set­zen sich situa­tiv oft­mals Namen durch, die den Cha­rak­ter des Wel­pen zu beschrei­ben ver­su­chen. Neben Caro­lin Kebe­kus fin­den sich in unse­rem aktu­el­len Wurf so auch eine Zimt­zie­ge, ein McSpeck, ein Fräu­lein von Weich­piss – und Prin­ce Charming.

Der Letzt­ge­nann­te heißt aller­dings nicht etwa so, weil er der sprich­wört­li­che Traum­prinz wäre, son­dern viel­mehr, weil er genau die Allü­ren an den Tag legt, die nur einem ech­ten Aris­to­kra­ten gebüh­ren. »Man rei­che mir mein Fut­ter auf einem gül­de­nen Tel­ler«, sagt sein ange­wi­der­ter Blick, wenn man ihn zwingt, mit sei­nen Geschwis­tern aus dem glei­chen Metall­ring zu fressen.

»Jetzt halt die Fres­se, Caro­lin«, ent­fährt es mir schließ­lich, als Fräu­lein Pus­sy Ter­ror sich wie­der laut­stark am Git­ter zu schaf­fen macht. Dies­mal ent­schei­det sie sich nicht für die Kor­del­zü­ge, son­dern beißt mir beherzt in den Schritt. Noch Fragen?

© Johannes Willwacher