Hanni und Nanni, Bibi und Tina – oder Halo und Fate: das Leben mit den letzten beiden Border Collie Welpen aus unserem H-Wurf. Und die Frage, wie es weiter geht.
Good things might come for those who wait,
but not for those who wait too late,
we gotta go for all we know.
Just the Two of Us, Bill Withers (1980)
Als Nell sich gegen fünf Uhr übergibt, ist nicht nur für mich die Nacht vorbei. Auch im Stockwerk darüber höre ich es rumoren, während ich das Gemisch aus Gras und Galle von den Dielen wische: erst rüttelt einer der Welpen an der Gittertür der Box, dann wird die Tür des Schlafzimmers aufgestoßen und Dirk poltert die Treppen hinunter. Nachdem Fate ihr Notdurft im Vorgarten verrichtet hat, lässt sich Halo nicht lange bitten und fordert mit langgezogenen Klagelauten ebenfalls ihr Recht. Dirk poltert also erneut die Treppen hinunter, setzt den Welpen vor der Haustüre ab und wartet, bis dieser sein Geschäft erledigt hat. »Jetzt dürftet ihr auch noch eine Stunde schlafen«, höre ich ihn gedämpft hinter der geschlossenen Schlafzimmertür sagen, als sich auch das zweite Gitter endlich quietschend schließt. Die beiden Welpen indessen halten wenig davon – sie sind sich, auch wenn sie vom Wesen her sonst grundverschieden sind, tatsächlich einmal einig –, und so kommt es, wie es kommen muss, und keine halbe Stunde später sitzen beide mit mir im Garten.
Nicht nur unser Tagesablauf hat sich mit dem Auszug von Ruffian in der vergangenen Woche verändert. Auch der Blickwinkel ist noch einmal verschoben worden. Die Unterschiede, die sich im Wesen der beiden dreizehn Wochen alten Hündinnen zeigen – die Aufmerksamkeit und Lernbereitschaft zum einen, zum anderen aber auch die Selbstsicherheit, die bei der einen ein stückweit besser ausgeprägt ist, als bei der anderen –, fallen noch stärker ins Auge. Während ich bei Halo also einen gut ausgeprägten Will to Please bemerken und sie leicht zum Lernen und Arbeiten motivieren kann, ist Fate viel eher daran interessiert, ihren eigenen Willen durchzusetzen. Diese Sturheit ist mir nicht neu – auch Heidi hat mich damit während ihrer Welpen- und Junghundezeit regelmäßig herausgefordert: ein Welpe, der lieber selbst entscheidet, als auf die Entscheidungen des Menschen zu vertrauen, braucht nicht nur mehr Fingerspitzengefühl in der Erziehung, sein Verhalten muss auch immer wieder vorsichtig korrigiert werden. Demzufolge lautet Halos zweiter Vorname »Fein!«, während sich Fate viel eher mit einem »Nein!« begnügen muss.
Reicht’s nicht langsam mit dem Puppy Spam?
Neben Erziehungsfragen, den ersten längeren Spaziergängen und dem Besuch der Welpenschule, hat mich in der vergangenen Woche aber noch eine ganz andere Frage umgetrieben. In der Vergangenheit habe ich unsere Wurftagebücher immer mit dem Auszug des letzten Welpen enden lassen. Da Fate frühestens in der ersten Januarwoche ausziehen kann – um einen Hund nach Australien importieren zu können, müssen nach der Tollwutimpfung und dem einen Monat später zu erbringenden Nachweis einer ausreichend aufgebauten Immunität noch mindestens 180 Tage vergehen, bis der Hund einreisen kann –, würde das bedeuten, das Tagebuch noch über viele Wochen weiter zu führen. »Will das denn überhaupt noch jemand lesen?«, fragte ich mich deshalb. Und suche noch immer nach einer zufriedenstellenden Antwort: »Reicht’s nicht langsam mit dem Puppy Spam?«
Was meint ihr?
© Johannes Willwacher