Border Collie Welpen
03|07|2021 – Fate und Loki

Mein Haus, mein Hof, mein Garten: über die territoriale Motivation – und warum Verantwortung noch immer der beste Erziehungsratgeber ist.

Es ist das übli­che Bild. Durch das dich­te Blatt­werk hin­ter dem Gar­ten­zaun schim­mern die Umris­se von zwei Spa­zier­gän­gern, die einen Hund an der Lei­ne füh­ren. Weil die Steu­er­mar­ke des frem­den Hun­des gegen den Kara­bi­ner scheu­ert, klin­gelt es auch den Hun­den hin­ter dem Zaun in den Ohren – und alle drei schie­ßen los, um den Ein­dring­ling zu ver­trei­ben. Der Mensch sitzt der­weil in sei­nem Gar­ten­stuhl und erhebt – bevor er sich selbst erhebt – erst ein­mal die Stim­me. Das ers­te »Nein!« schallt über die Petu­ni­en hin­weg, das zwei­te »Nein!« ver­liert sich irgend­wo zwi­schen den Hor­ten­si­en. Und bis das drit­te schließ­lich die Ohren des ers­ten Hun­des erreicht, ist der­sel­be bereits in der Hecke verschwunden.

Border Collie Welpen
03|07|2021 – Halo und Loki

»Das Ter­ri­to­ri­al­ver­hal­ten«, sagt der Erzie­hungs­rat­ge­ber dazu, »ist von Hund zu Hund ver­schie­den«. Die Moti­va­ti­on dahin­ter soll­ten aber auch wir Men­schen nach­voll­zie­hen kön­nen. Denn auch wenn mei­ne bes­se­re Hälf­te mit schö­ner Regel­mä­ßig­keit den Schlüs­sel in der Haus­tür ste­cken lässt – von außen, wohl­ge­merkt, und fast immer über Nacht –, ist es doch so, dass die Türen und Gar­ten­zäu­ne, die wir um Haus und Hof zie­hen, bloß einen Zweck ver­fol­gen: unser Ter­ri­to­ri­um zu schüt­zen. Wir unter­schei­den uns also streng­ge­nom­men gar nicht so sehr von dem Hund, der den Spa­zier­gän­ger am Gar­ten­zaun ver­bellt. Bloß, dass wir nicht ganz so kon­se­quent dabei sind.

Emotionale Türen und Zäune

Weil es sich beim Ter­ri­to­ri­al­ver­hal­ten um eine ange­bo­re­ne Ver­hal­tens­wei­se han­delt, lässt sich die­se nur bedingt aberzie­hen. Viel eher müs­sen dem bel­len­den Hund Alter­na­ti­ven auf­ge­zeigt wer­den – und muss der Mensch sich die Ver­ant­wor­tung bewusst machen, die er gegen­über dem Hund über­nom­men hat. Ein Hund, der sich am Gar­ten­zaun als Ord­nungs­po­li­zist auf­spielt, über­nimmt zumeist nur des­halb die Kon­trol­le, weil der Mensch es gegen­über dem Hund nicht tut. Die Türen und Zäu­ne, die Haus und Hof umge­ben, müs­sen also viel eher noch emo­tio­nal gesetzt wer­den. Am bes­ten von Anfang an.

Border Collie Welpen
03|07|2021 – Fate und Loki

Für Halo und Fate war der Besuch von Vere­na und Vero­ni­ka, die ges­tern mor­gen zusam­men mit Kind und zwei Hun­den vor dem Gar­ten­zaun stan­den, des­halb das aller­bes­te Trai­ning. Nicht nur, um frem­den Men­schen und Hun­den mit Wohl­wol­len zu begeg­nen, son­dern auch, um die hün­di­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on wei­ter zu trai­nie­ren: das Akzep­tie­ren von Ver­hal­tens­re­geln genau­so wie das Grund­be­dürf­nis nach Indi­vi­du­al­di­stanz. Gut haben sie’s gemacht. Und des­halb ist der Früh­stücks­be­such hin­term Gar­ten­zaun auch für die Men­schen ein ganz ent­spann­ter geworden.

Und die Geschwister?

© Johannes Willwacher