Acrylmalerei, Border Collie, Welpe, Welpe malen
Im Wel­pen­gar­ten ist die Zeit ste­hen geblie­ben: Joey (Broad­me­a­dows Black Diamond)

Liegen, gehen und fressen: was unsere Hunde uns Menschen schon immer zu lehren versuchen. Unserem B-Wurf zum neunten Geburtstag.

Vor vie­len Jah­ren leb­te – weil es die Geschich­te so will – ein Hund am Hof des Königs. Weil bei­des – der Hund und die Geschich­te – aber nicht weni­ge dazu ver­an­las­sen wird, wild mit den Augen zu rol­len, und sich manch einer viel­leicht sogar ein­zu­wen­den bemü­ßigt sehen wird, dass Hun­de doch an allen Königs­hö­fen zu den Jagd­ge­sell­schaf­ten gehör­ten und einer – de omni­bus dubi­tan­dum – somit kaum so beson­ders gewe­sen sein dürf­te, dass sei­ne Geschich­te über­lie­fert wor­den ist, möch­te ich gleich zu Beginn ein­wen­den, dass es sich bei die­sem tat­säch­lich um ein ganz beson­de­res Exem­plar sei­ner Spe­zi­es gehan­delt hat. 

Beson­ders, weil jener Hund weder hübsch, noch nütz­lich war – er also weder dazu taug­te, die berit­te­nen Gesell­schaf­ten des Königs bei der Fuchs­jagd zu beglei­ten, noch die Gesell­schaft der Hof­da­men durch sein ange­neh­mes Äuße­res zu erfreu­en. »Was für ein gars­ti­ges Tier«, hat­ten im Lau­fe der Jah­re des­halb nicht weni­ge der fei­nen Damen aus­ge­ru­fen, wenn sie den Hund im Schat­ten der hoh­len Eiche lie­gen sahen, die er sich im Gar­ten des Königs zur Wohn­statt aus­er­ko­ren hat­te, »sein strup­pi­ges Fell hat die Far­be von Fäul­nis und Tod«. Den Hund selbst aber stör­te die­se Abscheu nicht wei­ter. Ganz im Gegen­teil, schien er ganz beson­ders glück­lich zu sein. Und weil das Glück des einen dem ande­ren auch in ver­gan­ge­nen Tagen noch nie lan­ge ver­bor­gen geblie­ben ist, stand eines Mor­gens der König selbst unter der hoh­len Eiche, um sich zu dem Hund hin­un­ter zu beugen.

Acrylmalerei, Border Collie, Welpe, Welpe malen
Im Wel­pen­gar­ten ist die Zeit ste­hen geblie­ben: Pep­per (Broad­me­a­dows Black Swan)

»Der Hund sage uns«, hob der König an zu spre­chen, »was ihn so glück­lich macht«, die schwe­re Kro­ne auf sei­nem Haupt hielt er dabei mit bei­den Hän­den umfasst, »es ver­langt uns danach, in glei­cher Wei­se zufrie­den zu sein!« Der Hund leck­te sich bloß die Pfo­ten, setz­te dann aber ein mil­des Lächeln auf und sag­te: »Wenn ich lie­ge, dann lie­ge ich. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Und wenn ich fres­se, dann fres­se ich«. Betre­ten rich­te­te sich der König auf. »Wir tun nichts ande­res, wol­len aber den­noch nie­mals glück­lich sein«, gab der König in Empö­rung zurück, »der Hund ver­ra­te uns also sein Geheim­nis und trei­be kei­nen Spott mit uns!« Ruhig wie­der­hol­te der Hund sei­ne Wor­te: »Wenn ich lie­ge, dann lie­ge ich. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Und wenn ich fres­se, dann fres­se ich«. Weil er aber den wach­sen­den Unmut des Königs zu spü­ren begann, füg­te er nach einer Wei­le hin­zu: »Dass auch ihr liegt und geht und esst, steht außer Fra­ge, denn allem, was lebt, ver­langt es nach Ruhe, Bewe­gung und Nah­rung. Doch wäh­rend ihr liegt, denkt ihr schon ans Auf­ste­hen, wäh­rend ihr auf­steht an den Weg, den ihr neh­men wer­det, und seid ihr erst auf dem Weg, über­legt ihr, was auf den Tisch kom­men wird«. Der König schwieg. »Nie blei­ben eure Gedan­ken an dem Ort, an dem ihr euch befin­det«, seufz­te der Hund und rich­te­te sei­nen Blick auf das dich­te Blät­ter­dach, das ihn durch einen Spalt ein Stück des Him­mels erha­schen ließ, »immer tragt ihr die Ver­gan­gen­heit und Zukunft mit euch her­um, und ver­gesst, im Hier und Jetzt zu leben«. Der König wand­te sich um und ging, der Hund blieb an Ort und Stel­le lie­gen. Und weil nicht nur der König den Hund nicht ver­stan­den hat – tat­säch­lich haben bei­de bloß geschwie­gen –, sind die meis­ten Hun­de bis zum heu­ti­gen Tag unver­stan­den geblieben.

Frei nach einer bud­dhis­ti­schen Parabel

Neun Jah­re – und der Wunsch, dass sich eure Men­schen nicht nur zu eurem heu­ti­gen Geburts­tag die Zeit neh­men, um mit euch ein Stück des Him­mels zu erha­schen. Lasst euch fei­ern: Twix, Joey, Iska, Bud­dy und Pep­per. Und an Beau einen Gruß über die Wolken.

© Johannes Willwacher