Let’s Get Physical

Noch zwei Wochen bis zum errechneten Geburtstermin: Zeit, um das Welpenzimmer herzurichten und die Wurfkiste aufzubauen.

Let me hear your body talk, your body talk.
Oli­via New­ton-John (1981)

Die Luft, die mir ent­ge­gen strömt, als ich die sper­ri­ge Tür zum Dach­bo­den auf­sto­ße, ist warm und sti­ckig. Auf Zehen­spit­zen set­ze ich zwei Schrit­te in den spär­lich beleuch­te­ten Raum – den Blick immer auf die Die­len gerich­tet, die mit toten Schmeiß­flie­gen über­sät sind – wei­che einem Spin­nen­netz aus, um mich schon im nächs­ten zu ver­fan­gen. Die fein gespon­ne­nen Fäden haben sich schnell mit dem Schweiß ver­mischt, der mir auf der Stirn steht, und weil es mir im Halb­dun­kel nicht gelin­gen will, bei­des an mei­nem Hand­rü­cken abzu­strei­fen, mache ich kehrt und blei­be vor dem Licht­schal­ter ste­hen. Statt den­sel­ben zu betä­ti­gen, grei­fe ich mir aber den Besen­stiel, der gleich dane­ben an der Wand lehnt – der wei­ße Lack ist durch die Hit­ze längst sprö­de gewor­den –, und las­se ihn auf mei­nem wei­te­ren Weg am aus­ge­streck­ten Arm vor mir her schwin­gen. In der hin­ters­ten Ecke – dort, wo das fast hun­dert­jäh­ri­ge Gebälk auf dem Mau­er­werk auf­setzt – fin­de ich schließ­lich, was ich gesucht habe: im Schat­ten der Schrank­wand, die sich mir schräg in den Weg stellt, ste­hen die fünf ein­ge­staub­ten Bau­tei­le der Wurf­kis­te. 

Es ver­ge­hen fast zwan­zig Minu­ten, bis ich alle Bau­tei­le ins Wel­pen­zim­mer beför­dert habe, und eben­so lan­ge braucht es, um die­sel­ben von Staub und Spinn­we­ben zu befrei­en. Sorg­fäl­tig prü­fe ich die Rei­hen­fol­ge, in der die Bau­tei­le mit­ein­an­der ver­bun­den wer­den wol­len, und stel­le mich schon dar­auf ein, noch wei­te­re zwan­zig Minu­ten damit zuzu­brin­gen, die Steck­ver­bin­dun­gen in die stör­ri­schen Füh­rungs­schie­nen zu zwin­gen. Als ich die Wurf­kis­te aber in die Ecke vor dem Fens­ter schie­be, sind kaum mehr als zehn ver­gan­gen. »Wie war das noch gleich«, sage ich zu mir selbst und las­se mei­ne Fin­ger über die glän­zen­den Metall­schie­nen glei­ten, »Wär­me dehnt sich aus?« Und viel­leicht, weil sich die besag­te Eigen­schaft auch mühe­los auf alle Hun­de­ar­ti­gen über­tra­gen lässt, machen sich gleich dar­auf vier davon in der Wurf­kis­te breit. »Wär­me dehnt sich aus«, sage ich noch ein­mal, dies­mal aber zu Hei­di, »nicht mehr lan­ge, bis wir wis­sen, in wel­chem Aus­maß das auch für eine hei­ße Som­mer­lie­be gilt«.

In der sieb­ten Träch­tig­keits­wo­che ist Hei­dis Bauch­um­fang auf 71 Zen­ti­me­ter ange­wach­sen, und auf der Waa­ge las­sen sich etwa 3,5 Kilo­gramm mehr bemer­ken. Dass bei­des nicht nur dem gesun­den Appe­tit geschul­det sein kann – auch wenn ihre Mahl­zei­ten aktu­ell beson­ders üppig sind –, steht außer Fra­ge: mit der fla­chen Hand las­sen sich nun auch die ers­ten Wel­pen­be­we­gun­gen unter der prall gespann­ten Bauch­de­cke spü­ren.