Alles Gute, liebe Heidi: sieben Jahre alt, haben wir zu deinem Geburtstag entschieden, dass es jetzt dann auch mal reicht.
Ich bin durchaus nicht zynisch, ich habe nur Erfahrung –
und das ist so ziemlich dasselbe.
Osar Wilde (1854–1900)
Unsere Heidi sucht ein neues Zuhause. Mit dem heutigen Tag ist sie sieben Jahre alt – und weil der vierte Wurf, den sie gerade aufgezogen hat, ihr letzter in unserer Zuchtstätte bleiben soll, steht fest, dass sie von nun an nur noch Geld kosten und keines mehr einbringen wird. Deshalb muss sie gehen.
Das soll nicht bedeuten, dass uns nichts an ihr liegt. Ganz im Gegenteil, sind wir ihr aufgrund der Leistungen, die sie in den vergangenen sieben Jahren erbracht hat, äußerst dankbar. Sie war nicht nur eine erstklassige Zuchthündin, sondern hat auch im Ausstellungsring zahlreiche Erfolge gefeiert, mit denen wir uns auch in Zukunft noch gerne schmücken werden. Gehen muss sie trotzdem. Und das am besten gleich. Weil noch nichts dagegen spricht, dass sie anderswo noch einen weiteren Wurf zur Welt bringt – und eine zuchtfähige Hündin sich ganz sicher besser verkaufen lässt, als eine Zuchtrentnerin. Ihre Nachzuchten sind in vielen Bereichen erfolgreich – drei Hündinnen aus ihren Würfen haben wir selbst zu Zuchtzwecken behalten. Wem daran gelegen ist, sich als Züchter möglichst schnell einen Namen zu machen, der dürfte mit der siebenjährigen Hündin also auch noch auf den letzten Drücker sein ganz persönliches Glück finden.
Da uns sehr daran gelegen ist, dass unser guter Ruf nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, müssen wir alle Interessentinnen und Interessenten jedoch auf die Bedingungen hinweisen, unter denen Heidi abgegeben wird. Zu keinem Zeitpunkt darf bekannt werden, dass Heidi gegen Entgelt veräußert wird, und dass die Bekanntschaft erst durch diesen Aufruf zustandegekommen ist. Öffentlich muss es heißen, dass dieselbe schon seit vielen Jahren bestanden hat, und sich die Hündin deshalb schon sehr auf ihr neues Leben freut. Der Eindruck, dass uns tatsächlich etwas an unseren Hunden liegt, muss unter allen Umständen gewahrt bleiben!
Anfragen nehmen wir – neben Geburtstagswünschen – gerne per Mail unter der-mohr-hat-seine-schuldigkeit-getan@der-mohr-kann-gehen.de entgegen. Vergessen Sie bitte nicht, uns auch entsprechende Gebote zukommen zu lassen. Die Freude an einem neuen Hund ist schließlich unbezahlbar!
Alles Gute, liebe Heidi!
Bei vielen Züchtern ist es üblich, dass Hündinnen, die keine Zuchtverwendung mehr finden, abgegeben werden. Begründet wird das meist mit dem Umstand, dass der Platz, den eine solche Hündin bis zu ihrem Lebensende beansprucht, für eine weitere zuchtfähige Hündin fehlt. Das mag zwar folgerichtig sein – insbesondere dann, wenn man die Hundezucht als reines Geschäft betrachtet –, wird aber dem Lebewesen nicht gerecht, zu dem eine langjährige Bindung besteht. »Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hat«, hat Antoine de Saint-Exupéry das treffend beschrieben. Für uns käme deshalb niemals in Frage, eine unserer Hündinnen abzugeben – und deshalb darf auch Heidi sich auf ihren verdienten Zuchtruhestand freuen. Bei uns, mit uns. Und bis zum allerletzten Tag.
© Johannes Willwacher