Zu Besuch bei Liv in Limburg: Über Eichhörnchen, Leberwurst und positive Verstärker …

Heu­te mor­gen war es wie­der da. Das ist es zur­zeit aber an jedem Mor­gen, und auch die Art und Wei­se, wie es sich mir nähert, ist seit Wochen gleich. Für das Eich­hörn­chen selbst sieht das wohl kaum anders aus, denn beim Über­que­ren des Hofs sitzt auch der Mensch (will hei­ßen: ich) jeden Mor­gen an glei­cher Stel­le (will hei­ßen: der Gar­ten­bank), trägt die immer glei­che, immer löch­ri­ge Jog­ging­ho­se, und hält sich (allein dar­in besteht der Unter­schied) an wech­seln­den Kaf­fee­tas­sen fest. Wäh­rend es in den letz­ten August­ta­gen noch erschro­cken über die Mau­er zum nächs­ten Baum jag­te, wenn es mei­ne Anwe­sen­heit bemerk­te, ver­weilt es nun ger­ne und scheint – viel­leicht auch nur, weil mir die Vor­stel­lung gefällt –, mei­nen Blick neu­gie­rig zu erwi­dern. Dass ich, so lan­ge ich mich nicht bewe­ge, kei­ne Bedro­hung dar­stel­le, haben wir bei­de begrif­fen. Ob es sich aber noch näher an mich her­an trau­en wird, und ob die Angst vor dem Men­schen irgend­wann ganz der Neu­gier weicht, wage ich zu bezwei­feln: In mei­nem Reper­toire zur posi­ti­ven Ver­stär­kung fin­det sich nur eine halb aus­ge­quetsch­te Leber­wurst­tu­be – und ich glau­be, Eich­hörn­chen mögen kei­ne Leberwurst.

Hun­de schon. Liv (Broad­me­a­dows A Sor­ta Fairy­ta­le), die ich ges­tern in Lim­burg besucht habe, ist so ein Hund. Einer, der sich durch Fut­ter ger­ne beloh­nen lässt, und damit auch Situa­tio­nen, die auf den ers­ten Blick unan­ge­nehm schei­nen, zu meis­tern bereit ist. Umzu­ler­nen, wie bei Liv, und das Unan­ge­neh­me (will hei­ßen: Hun­de­be­geg­nun­gen an der Lei­ne) mit Posi­ti­vem zu ver­knüp­fen braucht Geduld, bedeu­tet Mühe – und vie­le Tuben Leber­wurst. Aber es wird – weil alle es wollen.

© Johannes Willwacher