Alles drückt – alles fällt schwer: der Bauch misst 71 Zentimeter.

Mon­tag­abend. Lang aus­ge­streckt liegt Edda auf dem Sofa, ihre Hin­ter­läu­fe gra­ben sich in mei­nen Ober­schen­kel, die Schnau­ze steckt tief in einem blass­gel­ben Kis­sen, das sich eng an die brei­te, dun­kel­graue Leh­ne schmiegt. Sie atmet ruhig, hebt nur dann und wann den Kopf, stößt auf, schmatzt und schläft gleich dar­auf wei­ter. Zu mei­ner Lin­ken lässt sich Ida von Jule den Bauch krau­len, hat die Zun­gen­spit­ze zwi­schen den Schnei­de­zäh­nen ein­ge­klemmt, die Augen geschlos­sen, und wäh­rend Edda gegen­über lei­se auf­stößt, schmatzt auch sie. Dar­über rauscht nur der Fern­se­her, knar­zen bloß vier Pfo­ten im Wei­den­ge­flecht. Das Körb­chen ist groß, fast zu groß für nur einen, und das schumm­ri­ge Licht, das durch die Lamel­len der Lam­pe neben dem Fern­se­her kaum bis in die Ecke vor dem Fens­ter dringt, lässt es noch grö­ßer erschei­nen. Für die eine dar­in ist den­noch zu klein: unab­läs­sig scharrt Nell in dem mit Decken und Kis­sen weich aus­ge­leg­ten Halb­rund, schüt­telt, zieht und ord­net, ent­schei­det zuletzt, nur zwei Kis­sen ste­hen zu las­sen, wirft also eines im hohen Bogen hin­aus – Wolf und Bär dür­fen blei­ben, das Kis­sen mit der auf­ge­druck­ten Kat­ze aber muss raus. Dort, wo es schließ­lich zu lie­gen kommt, kaut Zion auf einem zer­drück­ten Eier­kar­ton her­um, der kaum noch als ein sol­cher zu erken­nen ist, grü­ne Papp­res­te hän­gen an den Lef­zen des Rüden. Und wäh­rend hier und dort wei­ter geschmatzt, gekratzt und auf­ge­sto­ßen wird, den­ke ich, das alles gut ist. Lang­wei­lig, aber gut.

Die Lun­gen der Wel­pen sind mit dem 57. Tag der Träch­tig­keit zum Beginn der neun­ten Woche schließ­lich so weit aus­ge­reift, dass der Wurf lebens­fä­hig gebo­ren wer­den kann. Dass die Geburt nun nicht mehr lan­ge auf sich war­ten las­sen wird, geht auch an der Hün­din nicht spur­los vor­bei: oft­mals macht sich beson­de­re Unru­he bemerk­bar, die sich auch in einem beharr­li­chen Nest­bau­ver­hal­ten äußern kann, zudem wer­den durch die wach­sen­de Lei­bes­fül­le auch Magen, Darm und Bla­se in Mit­lei­den­schaft gezo­gen, so dass die Hün­din einer­seits das Fres­sen ein­stel­len, zum ande­ren einen stär­ke­ren „Drang“ ver­spü­ren kann. Um auf ein Absin­ken der Tem­pe­ra­tur vor­be­rei­tet zu sein, das als siche­res Zei­chen einer bevor­ste­hen­den Geburt gilt, soll­te in den letz­ten Tagen vor der Geburt die Kör­per­tem­pe­ra­tur der Hün­din drei­mal täg­lich kon­trol­liert werden.

© Johannes Willwacher