30|05|2019 – Unsere beiden Rüden
30|05|2019 – Unse­re bei­den Rüden

Eine Woche alt, haben unsere fünf Border Collie Welpen geschlafen und getrunken, sind gewachsen und haben gut an Gewicht zugelegt. Und ihre Namen bekommen. 

Auf dem hand­ge­schrie­be­nen Zet­tel, der vor mir auf dem Boden liegt, fin­den sich fast drei­ßig Namen. Das Papier ist fle­ckig, an den Rän­dern gewellt, ein kreis­run­der Abdruck ver­rät, das einst­mals eine Kaf­fee­tas­se dar­auf gestan­den haben muss. Wann, das kann ich selbst nicht mehr sagen – fast zwei Jah­re hat der Zet­tel mal hier und mal dort gele­gen, ist vom Küchen­tisch zurück in die Schub­la­de gewan­dert und immer wie­der her­aus­ge­zerrt wor­den, wenn er um eine oder zwei Zei­len ergänzt wer­den woll­te. Die Namen, die sich in zwei Rei­hen lis­ten, sind mit blau­em Kugel­schrei­ber geschrie­ben – die einen schon durch­ge­stri­chen, ande­re ledig­lich mit einem Fra­ge­zei­chen ver­se­hen –, und je län­ger ich das Papier am Boden betrach­te, des­to kür­zer wird die Lis­te. Bis nur noch zehn, acht, dann sechs Namen übrig blei­ben. 

»Was von mir bleibt«, den­ke ich und schaue von dem bekrit­zel­ten Blatt auf, schaue zur Wurf­kis­te hin­über, »was ihr Fünf von mir mit­nehmt, ganz gleich, wie euch jemand ande­res nennt«. Auf den Knien krie­che ich näher an die schwarz lackier­te Kis­te, lege bei­de Hän­de, dann den Kopf auf den kal­ten, mit Metall ein­ge­fass­ten Rand, und gucke dar­über: zwei Wel­pen lie­gen schmat­zend an Ellies Bauch – durch das dich­te Fell der Hün­din kann ich bloß die win­zi­gen Ruten­spit­zen wedeln sehen –, die drei ande­ren lie­gen ver­ein­zelt und schla­fen. »Was aus einem Wel­pen wird«, sage ich in die Stil­le hin­ein, »und wel­chen Hund ein ande­rer aus ihm macht, bleibt für den Züch­ter immer nur Wunsch, immer nur Hoff­nung – die Namen, die ich euch mit­ge­be, sol­len gute Wün­sche und Hoff­nun­gen sein«. Mehr als nur Wor­te oder ein paar Tak­te Musik.

30|05|2019 – Die drei Hündinnen
30|05|2019 – Die drei Hündinnen

Dass die Namen mei­ner Wel­pen ihren Ursprung im Plat­ten­schrank fin­den – in zwei­ein­halb Metern aus brau­nem Fur­nier –, sich immer schon bei Lie­dern bedie­nen, die mir irgend­wann ein­mal viel bedeu­tet haben, ist man­chem bekannt. Das habe ich ganz bewusst so ent­schie­den, um die neu­en Besit­zer der Wel­pen bei der Namens­fin­dung nicht ein­zu­schrän­ken, nicht einen Namen vor­zu­ge­ben, der viel­leicht zu ver­bind­lich scheint: da die Ent­schei­dung, wel­cher Wel­pe zu wel­chem Men­schen passt, erst in der vier­ten bis fünf­ten Lebens­wo­che der Wel­pen getrof­fen wird, die Namen selbst aber bereits bei der ers­ten Wurf­ab­nah­me ein­ge­tra­gen wer­den müs­sen, die bis zum Ende der drit­ten Lebens­wo­che statt­ge­fun­den haben soll, bleibt für eige­ne Vor­schlä­ge auch gar kei­ne Zeit. Kurz sol­len die Namen sein, nicht mehr als drei Wor­te, sich gut ein­prä­gen und an Gutes den­ken las­sen. Kein »Franz« oder »Fer­di­nand«, also. Aber viel­leicht ein »Fly­ing Dutch­man«? Eben jenen strei­che ich ganz zuletzt – und damit ste­hen die Namen unse­rer fünf Bor­der Col­lie Wel­pen fest.

Wel­pe No. 1, Rüde (Hell­blau)
Broad­me­a­dows For­rest Gump
Wel­pe No. 2, Hün­din (Gelb)
Broad­me­a­dows Fire Meet Gasoline
Wel­pe No. 3, Rüde (Rot)
Broad­me­a­dows Fred­die Mercury
Wel­pe No. 4, Hün­din (Weiss)
Broad­me­a­dows Fairy Queen
Wel­pe No. 5, Hün­din (Lila)
Broad­me­a­dows First Last Eternity

© Johannes Willwacher