Zwei vier Wochen alte Border Collie Welpen unter einem gelben Regenschirm
29|10|2019 – Vier Wochen: zwei schwarz-wei­ße Schwes­tern unter einem gel­ben Schirm

Über Zugvögel und warme Sachen – und warum ein Wurf bei nasskalter Witterung dem Züchter weit mehr abverlangt, als bei schönem Wetter.

When the sun shi­nes, we shi­ne together,
told you I’ll be here forever.
Rihan­na, Umbrel­la (2008)

Ich habe gera­de die leich­ten Jacken und Swea­ter von der Gar­de­ro­be geklaubt und mich ange­schickt, die knar­ren­de Trep­pe zum Dach­bo­den hin­auf­zu­stei­gen, als ich durch das halb offe­ne Fens­ter die lau­ten Rufe von Kra­ni­chen höre, die in lan­gen Ket­ten über den Him­mel zie­hen. »Auf den Flug der Zug­vö­gel fol­gen bald schon die ers­ten kal­ten Tage«, höre ich in Gedan­ken mei­ne Groß­mutter sagen, »und ehe man sich ver­sieht, fällt auch schon der ers­te Schnee«. Abge­stützt auf das Fens­ter­brett schaue ich den Vögeln noch eine gan­ze Wei­le hin­ter­her und als der Schwarm schließ­lich aus mei­nem Blick­feld ver­schwun­den ist, füh­le ich mich gleich­wohl bestä­tigt, dass der Zeit­punkt güns­tig ist, um die leich­te Som­mer­klei­dung vom Haken zu neh­men und auf den Boden zu tra­gen. Wäh­rend die besag­ten Klei­dungs­stü­cke also nach und nach in den hohen Schrän­ken ver­schwin­den, die unter dem dunk­len Gebälk auf­ge­reiht sind, und gegen die war­men Jacken und Män­tel aus­ge­tauscht wer­den, die seit dem Früh­jahr schläf­rig auf den Bügeln hin­gen, kün­digt sich unter lau­tem Gepol­ter auch im Stock­werk dar­un­ter ein Umbruch an: die Wurf­kis­te, die unse­ren sechs Bor­der Col­lie Wel­pen in den ers­ten vier Wochen ihres Lebens als Schlaf­stät­te gedient hat, wird abge­bro­chen, und auch das Git­ter zusam­men­ge­scho­ben, das die erwa­chen­de Neu­gier der Sechs zurück­ge­hal­ten hat.

Border Collie Welpe unter einer Fellmütze
29|10|2019 – Schön warm ist’s am Schönsten

Schon am Mor­gen haben wir das neue Zuhau­se der Wel­pen her­ge­rich­tet und auch den gro­ßen Aus­lauf im Gar­ten auf­ge­baut. Die nass­kal­te Wit­te­rung mag zwar nahe­le­gen, der Gesund­heit der Wel­pen den Vor­rang zu geben und das Ver­gnü­gen an der fri­schen Luft auf nur weni­ge Stun­den am Tag zu beschrän­ken, unter gar kei­nen Umstän­den soll­te aber ganz dar­auf ver­zich­tet wer­den: die viel­fäl­ti­gen Rei­ze, die unter frei­em Him­mel auf die Wel­pen ein­stür­men, sind nicht nur wesent­lich für ihre spä­te­re Ent­wick­lung, sie sind auch durch nichts zu erset­zen, das ihnen drin­nen ange­bo­ten wer­den kann. Was für den Züch­ter bedeu­tet, dass er mehr noch als bei Schön­wet­ter-Wür­fen ein Auge auf sei­ne Wel­pen haben und stets gewähr­leis­ten muss, dass kein Wel­pe friert oder sich ver­kühlt: ein Wel­pe braucht kei­ne Müt­zen, Schals und Regen­schir­me – er braucht eine Hand, die ihn hält, schützt und wärmt.

© Johannes Willwacher