Border Collie
Bit­te Lächeln: Fire, Broad­me­a­dows Girl on Fire

Kann ich das noch umtauschen? Über verantwortliche, langfristige Entscheidungen – und was man sonst noch so unter dem Weihnachtsbaum findet.

Cau­se if you like it, then you
shoul­da put a ring on it.
Sin­gle Ladies, Bey­on­cé (2008)

Und, wie sieht’s bei Ihnen so aus? Wie vie­le Weih­nachts­ge­schen­ke haben Sie in der ver­gan­ge­nen Woche umge­tauscht? Ich möch­te wet­ten, dass sich jeder Fünf­te, der gera­de die­se Zei­len liest, in der Woche nach Weih­nach­ten min­des­tens eines der ihm zuge­dach­ten Geschen­ke unter den Arm geklemmt und zusam­men mit dem Kas­sen­bon zurück in den Laden getra­gen hat – einen krat­zi­gen Strick­pull­over, eine Schlag­bohr­ma­schi­ne, einen Schnell­koch­topf, viel­leicht. Dage­gen ist auch gar nichts ein­zu­wen­den, denn was man braucht oder was gefällt, ent­schei­det man noch immer am bes­ten selbst – und dem Schnell­koch­topf wird es schlu­ßend­lich auch herz­lich egal sein, ob er nun in ihrem oder im Laden­re­gal ver­staubt. Anders sieht es aber bei den Hun­de­wel­pen aus, die trotz bes­se­rem Wis­sen Jahr für Jahr unter dem Weih­nachts­baum lan­den – die heim­lich gekauft und heim­lich ver­schenkt wer­den und ihrem neu­en Besit­zer in den Tagen dar­auf das Leben so unheim­lich schwer machen, dass sie gleich wie­der weg müs­sen. Schatz, wo war der Kas­sen­bon noch mal?

Als Züch­ter habe ich damit selbst schon mei­ne Erfah­run­gen gemacht. Zumeist mit Ehe­män­nern, die ihren Frau­en zum Geburts­tag oder zu Weih­nach­ten eine ganz beson­de­re Freu­de machen und sich den Wel­pen – frei Haus und stu­ben­rein, ver­steht sich – frist­ge­recht aus­lie­fern las­sen woll­ten. Der Ein­wand, dass ein Wel­pe nie­mals ein Geschenk sein soll­te, stieß dabei aber wohl genau­so auf tau­be Ohren, wie der Hin­weis, dass es sich bei der Ent­schei­dung für einen Hund immer um eine bewuss­te han­deln soll­te – eine, die ver­ant­wort­lich getrof­fen wird und lang­fris­tig ist. »Ja, scha­de«, hieß es dann. Die Schlei­fe wird aber schon noch jemand ande­res um den zu ver­schen­ken­den Wel­pen gebun­den haben – wo der eine Züch­ter nicht Wil­lens ist, wird es ganz bestimmt ein ande­rer sein. »Kön­nen wir den auch zurück­ge­ben, wenn er nicht gefällt?«

Mein Weih­nachts­ge­schenk müss­te ich selbst übri­gens auch umtau­schen – weil es zu groß ist und mir bei jeder Hand­be­we­gung vom Fin­ger fällt. Das Pro­blem ist allein das ein­gra­vier­te Datum. Und dass mei­ne bes­se­re Hälf­te den glei­chen trägt. Also noch so eine ver­ant­wort­li­che, lang­fris­ti­ge Ent­schei­dung. Wur­de nach acht­zehn Jah­ren aber auch irgend­wie Zeit.

© Johannes Willwacher