Was ist besser als ein Border Collie? Zweifelsohne: nur zwei. Zu Besuch bei Edda (Broadmeadows Almost Rosey) und Runa (Broadmeadows Grace Kelly).

Gemein­sam könnt ihr so viel mehr noch erleben,
kommt doch hier her – und singt ein­fach mit.
Die Gum­mi­bä­ren­ban­de (1988)

Ken­nen Sie Bill­me­rich? Nein? Dann haben wir etwas gemein­sam, denn bis vor weni­gen Wochen kann­te ich den knapp zwei­tau­send Ein­woh­ner zäh­len­den Ort, der zwi­schen grü­nen Wie­sen und Wei­zen­fel­dern im Süden der Stadt Unna gele­gen ist, selbst nicht. Weil mit Edda (Broad­me­a­dows Almost Rosey) und Runa (Broad­me­a­dows Grace Kel­ly) dort aber nicht nur gleich zwei unse­rer Nach­zuch­ten ihr Zuhau­se gefun­den haben, son­dern nach acht Jah­ren, in denen Jule – ihre Besit­ze­rin – bei uns ein und aus gegan­gen ist, ein Gegen­be­such längst über­fäl­lig war, habe ich mich ger­ne auf den Weg gemacht und die Wis­sens­lü­cke geschlos­sen. Bill­me­rich, das sind ver­schlun­ge­ne Wald­we­ge und ver­steck­te Wei­her. Das sind Höhen­zü­ge, von denen sich bei guter Sicht das gan­ze Ruhr­ge­biet über­bli­cken lässt. Und ein Bal­kon am Wald­rand, auf dem zwei Bor­der Col­lies auf mich warten.

Das Leben mit Hund besteht nicht nur aus freier Zeit. Wie sieht euer gemeinsamer Alltag aus?

Jule: Weil ich unter der Woche schon früh zur Arbeit auf­bre­chen muss, ist mor­gens nur ein klei­ner gemein­sa­mer Spa­zier­gang drin. Danach gibt es Früh­stück, das von bei­den has­tig ver­putzt wird, und dann ist es auch schon Zeit, um sich von Edda zu ver­ab­schie­den. Die ver­bringt den Vor­mit­tag näm­lich allei­ne zuhau­se, wäh­rend Runa auf dem Weg zur Arbeit bei ihrer Tages­mut­ter abge­setzt wird. Bei­de Hün­din­nen unbe­auf­sich­tigt in der Woh­nung zu las­sen hät­te wohl zur Fol­ge, dass ich mich alle zwei Wochen kom­plett neu ein­rich­ten könn­te – Runa kriegt in kür­zes­ter Zeit wirk­lich alles kaputt –, das möch­te ich aber weder mir, noch der Nach­ba­rin, die Edda täg­lich zur Mit­tags­run­de abholt, ger­ne antun. Am Nach­mit­tag sind wir dann wie­der zu dritt – und fast immer drau­ßen unter­wegs. Ein gro­ßer Spa­zier­gang, ein Besuch bei mei­nen Eltern, ein biss­chen Kopf­ar­beit und regel­mä­ßi­ges Trai­ning – so fal­len wir abends schließ­lich müde und glück­lich ins Bett. Wobei – müde und glück­lich sind bei­de eigent­lich erst dann, wenn sie sich aus­rei­chend Strei­chel­ein­hei­ten abge­holt haben. Und das kann dauern.

Border Collie Hündinnen
Foto des Monats: Edda (Broad­me­a­dows Almost Rosey) und Runa (Broad­me­a­dows Grace Kelly)

Inwiefern hat sich dein/euer Leben durch einen Hund verändert?

Jule: Ich muss mor­gens nicht nur frü­her auf­ste­hen, son­dern auch gleich Krea­ti­vi­tät bewei­sen. Kein Hund ist rich­tig aus­ge­las­tet, wenn der Mensch am Mor­gen – am bes­ten noch im Halb­schlaf – bloß eine Run­de durch den Wald tappt. Als Hun­de­mensch bin ich also täg­lich gefor­dert, mir neue Tricks und Auf­ga­ben zu über­le­gen, mit denen sich der Spa­zier­gang noch span­nen­der gestal­ten lässt. Dar­über hin­aus habe ich durch die Hun­de auch vie­le neue Freun­de gewon­nen – auf Aus­stel­lun­gen, im Hun­de­sport – bei Begeg­nun­gen, die es ohne die bei­den nie gege­ben hätte.

Jemals bereut, dich für einen Border Collie entschieden zu haben?

Jule: Nein! Ganz ein­fach, weil es nichts Schö­ne­res gibt, als einen so arbeits­freu­di­gen, sen­si­blen und men­schen­be­zo­ge­nen Hund an sei­ner Sei­te zu haben.

Border Collie Junghündin
Foto des Monats: Runa (Broad­me­a­dows Grace Kelly)

Was war euer schönstes gemeinsames Erlebnis?

Jule: Das muss ich für bei­de getrennt beant­wor­ten. Mit Edda habe ich schon so viel erlebt, dass es mir schwer fällt, mich für ein Erleb­nis zu ent­schei­den – die Geburt ihrer Wel­pen, die Zeit, die ich mit ihr und Boun­ty ver­brin­gen durf­te, oder auch so man­ches Fly­ball-Tur­nier. Die deut­sche Meis­ter­schaft, an der wir 2018 nach mehr als einem Jahr Trai­nings­abs­ti­nenz teil­neh­men durf­ten und bei der sich Edda – zuver­läs­sig und sou­ve­rän, wie immer – den Titel erlau­fen konn­te, wird mir aber in aller­bes­ter Erin­ne­rung blei­ben. Auch Runa hat mit ihrer Lebens- und Arbeits­freu­de schon für weit mehr, als nur ein schö­nes Erleb­nis gesorgt. Sie am Ost­see­strand im Was­ser zu beob­ach­ten, fällt mir dazu ein, oder auch ihre ers­ten Schrit­te im Agi­li­ty. Es ist so schön, sie arbei­ten zu sehen – hoch kon­zen­triert und total motiviert.

Hand aufs Herz: womit geht dein Hund dir am meisten auf den Keks?

Jule: Edda ist furcht­bar stur und lässt da auch nicht mit sich reden – wenn sie etwas nicht will, dann will sie nicht. Runa ist ein­sich­ti­ger, hat dafür aber eine ande­re Unart, die mich regel­mä­ßig Ner­ven kos­tet. Bei unse­ren Spa­zier­gän­gen muss sie immer vor­ne­weg ren­nen – nein, eigent­lich rennt sie nicht bloß, sie ver­sucht buch­stäb­lich, ihren Schat­ten abzu­hän­gen. Nor­mal lau­fen? Nö, lang­wei­lig! Das nervt mich extrem.

Border Collie Hündin chocolate
Foto des Monats: Edda (Broad­me­a­dows Almost Rosey)

Was braucht (d)ein Border Collie, um glücklich zu sein?

Jule: Edda ist mit deut­lich weni­ger zufrie­den, als Runa. Zum Glück wür­den ihr drei Hän­de voll­kom­men genü­gen: eine Hand, die sie füt­tert, eine, die ihren Ball wirft, und eine, die ihr stun­den­lang den Popo krault. Das fin­det Runa zwar auch alles toll, im Gegen­satz zu Edda braucht sie aber auch defi­ni­tiv eine Auf­ga­be – ein biss­chen Agi­li­ty, Nasen­ar­beit oder Auf­ga­ben, die sie bei den Spa­zier­gän­gen erle­di­gen kann.

Wo siehst du euch in fünf Jahren?

Jule: In fünf Jah­ren? Edda wird dann wahr­schein­lich eine gemüt­li­che älte­re Dame sein, die ihr Leben genießt und es ruhig ange­hen lässt. Runas Zukunft wird sich teil­wei­se schon im nächs­ten Jahr ent­schei­den. Wenn sie geröntgt wur­de und die Ergeb­nis­se nicht dage­gen­spre­chen, wer­den wir sicher im Agi­li­ty durch­star­ten. Und wer weiß, viel­leicht darf sie – so wie schon ihre Tan­te Edda vor ihr – irgend­wann auch ein­mal selbst Mut­ter werden.

Nach sie­ben Jah­ren hat­te ich das Gefühl, dass alle gro­ßen und klei­nen Geschich­ten erzählt sind und dass das »Foto des Monats« nach einer neu­en Form ver­langt. In Zukunft soll es des­halb jeden Monat statt­des­sen einen Ein­blick in das Leben einer unse­rer Nach­zuch­ten geben – einen Haus­be­such, zu dem ich mich selbst mit der Kame­ra auf den Weg mache, und die Besit­zer unse­rer Nach­zuch­ten über ihre Erfah­run­gen, ihren All­tag und das Leben mit Hund berich­ten. Wenn du im nächs­ten Monat ger­ne dabei sein möch­test, schrei­be ein­fach eine Mail an info@broadmeadows.de. Was wir an die­sem Tag gemein­sam erle­ben – ob ich euch auf einen Spa­zier­gang, zum Trai­ning oder auch zum Stadt­bum­mel beglei­te – bleibt dir überlassen.

© Johannes Willwacher