Versenken Sie ihren Geist wie ein Hund für drei Minuten in ein Grasbüschel: unserem D-Wurf zum siebten Geburtstag.
Älterwerden bedeutet, sich mit dem jüngeren Ich ins Benehmen zu setzen. Sich die Träume, Wünsche und Lebensziele anzuhören, die jenes gehabt hat, und sie mit der eigenen Realität abzugleichen. Nicht wenige stellen dabei fest, wie weit sie von dem Lebensweg abgewichen sind, den ihr jüngeres Ich einmal entworfen hat – und wie viel Lebenszeit verloren gegangen ist, bei dem Versuch, sich in dieses andere Leben einzufinden. Dass das jüngere Ich mit jedem Jahr finsterer dreinschaut, und die Vorwürfe, viel zu wenig von alledem erreicht zu haben, immer bitterer werden, ist deshalb auch eine Erfahrung, der sich früher oder später jeder einmal stellen muss. »Der Mensch ist ein nach Zielen strebendes Tier«, heißt es bei Aristoteles, »sein Leben hat nur Bedeutung, wenn er versucht, etwas zu erreichen und nach seinen Zielen strebt«. Ein merkwürdiges Tier, dieser Mensch!
Ein Hund hat keine hochgestochenen Lebensziele. Ein Hund will bloß eines: Hund sein dürfen. Weil er dazu vor allen Dingen ein Umfeld benötigt, das ihn in seinem Hundsein versteht – das ihn, wenn er will, genauso ausgiebig ein Grasbüschel beschnüffeln lässt, wie es ihn darin unterstützt, seine ererbten Anlagen auszuleben –, ist das Lebensglück des Hundes tatsächlich untrennbar mit dem merkwürdigen Tier namens Mensch verknüpft. Und mit etwas Glück gelingt es dem einen, das andere Tier im Laufe seines Lebens von den Vorzügen des Hundseins zu überzeugen.
Das soll nicht bedeuten, dass das Verbellen der Nachbarskatze für Mensch und Hund gleichermaßen einen Lustgewinn darstellen muss. Vielleicht aber, dass es dem einen irgendwann gelingt, sich für drei Minuten ganz frei von allen Lebenszielen zu machen, und den Geist – so wie die schnüffelnde Nase des anderen – ganz einfach in ein Grasbüschel zu versenken.
Mit den besten Wünschen zum siebten Geburtstag an Spencer, Nana und Zeppo.
© Johannes Willwacher