Border Collie Welpe beim Auszug mit 9 Wochen
17|09|2022 – Maria und Bene­dikt mit ihrer Yuna, Broad­me­a­dows Itchy­coo Park

Was mir am Tag nach dem Auszug der ersten beiden Welpen durch den Kopf geht – und was ich ihren Menschen noch mit auf den gemeinsamen Weg geben will.

Wenn es nach Ste­ve Mar­ri­ot und Ron­nie Lane geht, dem Sän­ger und dem Bas­sis­ten der Small Faces, dann ist der titel­ge­ben­de Itchy­coo Park ihrer 1967 erschie­ne­nen Sin­gle nicht mehr, als ein Brenn­nes­sel­feld im Litt­le Ilford Park, der sich unweit der North Cir­cu­lar Road im Lon­do­ner East End befin­det. »Wenn man die Schu­le schwänz­te, dann ging man dort hin, um eine gute Zeit zu haben«, gab Mar­ri­ot 1975 in einem Inter­view an, »und auch, wenn ger­ne das Gegen­teil behaup­tet wird, hat­te das rein gar nichts mit Dro­gen zu tun«. Was davon wahr und was den Umstän­den geschul­det ist – in den sech­zi­ger Jah­ren genüg­te es oft­mals schon, das Wort high nur zu erwäh­nen, um einen Song bei sämt­li­chen Radio­sen­dern auf die schwar­ze Lis­te zu beför­dern –, sei dahin­ge­stellt. Viel­leicht ist es aber tat­säch­lich so, dass der Song nur die Schön­heit fei­ert. Das Erleb­nis, drau­ßen zu sein.

»Hun­de sind unse­re Ver­bin­dung zum Para­dies. Sie ken­nen weder Sün­de noch Eifer­sucht noch Unzu­frie­den­heit. An einem herr­li­chen Nach­mit­tag mit einem Hund auf einem Hügel zu sit­zen, heißt zurück zu sein im Gar­ten Eden, als Nichts­tun nicht Lan­ge­wei­le bedeu­te­te, son­dern Frie­den.« Das Zitat des tsche­chi­schen Schrift­stel­lers Milan Kun­de­ra, das aus des­sen 1984 erschie­ne­nen Roman Die uner­träg­li­che Leich­tig­keit des Seins stammt, kommt mir nicht von unge­fähr in den Sinn. Auch hier wird das ein­fa­che Glück im Drau­ßen beschrie­ben, auch hier ist es das Erle­ben von Gemein­schaft – von Ver­bun­den­heit –, das zum Glück­lich­sein reicht.

Wenn ich Yuna, wenn ich Maria und Bene­dikt etwas für ihren gemein­sa­men Weg wün­schen möch­te, dann ist es womög­lich genau das. Dann ist es die Schön­heit, die Leich­tig­keit und der Aus­ruf »It’s all too beau­tiful!«, der immer und über­all erklingt. Dem klei­nen Hund mit den wachen Augen wird nichts davon ent­ge­hen. Sie wird da sein, mit auf­merk­sa­mem Blick, und ihre Rute wedeln las­sen. Weil sie das immer schon getan hat. 

Border Collie Welpe beim Auszug mit 9 Wochen
18|09|2022 – Eva und ihr Sonic, Broad­me­a­dows Inter­stel­lar Overdrive

Inter­stel­lar Overdrive
Pink Floyd (1967)

My Litt­le Red Book von Burt Bacha­rach soll es gewe­sen sein, das Peter Jen­ner, dem bis 1968 das Manage­ment von Pink Floyd unter­lag, bei den Auf­nah­men zum ers­ten Album der Band The Piper at the Gates of Dawn grüb­le­risch vor sich hin gesummt hat. Grüb­le­risch, weil er sich nicht an den Namen des Songs erin­nern konn­te, den er da summ­te. Weil ihm bloß die Melo­die – das abstei­gen­de Gitar­ren­riff, das chro­ma­tisch von B nach G abfällt – noch in den Sinn kam. Syd Bar­rett soll die­ses Sum­men auf­ge­grif­fen haben, wäh­rend er sich mit der Gitar­re an einer Instru­men­tal­im­pro­vi­sa­ti­on ver­such­te, die spä­ter als Inter­stel­lar Over­dri­ve bekannt gewor­den ist. Wor­te hat sie bis heu­te nicht. Nur eine Melo­die. Eine, die mal von krei­schen­den Gitar­ren, mal von Bass und Orgel getra­gen wird. Eine, die sich auf­löst und neu for­miert. Eine, die mit ihrem Nach­hall so schwe­re­los daher­kommt, wie der Wett­lauf ins All.

»That’s one small step for man, one giant leap for man­kind«, lau­te­te der Funk­spruch, mit dem der besag­te Wett­lauf ins All am 21. Juli 1969 ende­te. Etwas mehr als fünf­zig Jah­re spä­ter, am 19. Juli 2022, befin­det sich schließ­lich auch ein völ­lig ande­rer Wett­lauf auf der Ziel­ge­ra­den. Allein, dass das Ziel nicht der Mond, son­dern die hei­mi­sche Wurf­kis­te ist, und der Astro­naut das Mut­ter­schiff noch vor der Lan­dung ver­lässt. 

»Ein klei­ner Schritt für einen Men­schen, ein gro­ßer Sprung für einen klei­nen Hund«, habe ich in den ver­gan­ge­nen neun Wochen ein ums ande­re Mal gedacht, wenn ich Sonic im Wel­pen­aus­lauf beob­ach­tet habe. Die Schnel­lig­keit, mit der er sich bewegt – mit der er sei­ne Zie­le zu ver­fol­gen und zu ver­tei­di­gen weiß –, mag dabei am offen­sicht­lichs­ten sein. Aber auch jedes Herz hat er mit Über­schall­ge­schwin­dig­keit erobert. Ob er die glei­chen Vor­zü­ge künf­tig auch im Agi­li­ty-Par­cours bewei­sen wird? Für Eva, die drei Jah­re lang auf ihren Wel­pen gewar­tet hat, wün­sche ich das mir.

© Johannes Willwacher